3.43 Klenk & Co., Stuttgart

 

 

1924 gründeten die Herren Dr.Otto Schriever und Ludwig Klenk in Stuttgart die Firma„ Dr. Schriever & Klenk OHG". In bescheidenen Verhältnissen (ca.50 qm Werkstatt und Labor K , LENK-ce 2.000 Mark Betriebskapital) wurden in Einzelanfertigung Superhets gefertigt. Ob anfangs auch Detektor- oder Kleingeräte hergestellt wurden, ist nicht bekannt. Dr.phil. 0. Schriever schied schon im Januar 1925 wieder aus und so hieß die Firma ab Juli (mit Kommanditist) „Klenk & Co." Erstaunlicherweise sind aus dem Zeitraum 1925 bis 1927 außer dem seltenen Überlagerungsempfänger U / keine Klenk-Batteriegeräte aufgetaucht. Ob man sie heute als „Klenk-Erzeugnisse" erkennen würde, ist fraglich. Klenk hielt offensichtlich recht wenig von Werbung — man findet aus dieser Zeit weder Prospekte noch Gerätebesprechungen in Fachzeitschriften.

 

 

1924 kam aus der kleinen Werkstätte der Herren Dr. Schriever und Klenk schon ein Überlagerungsempfänger. Obwohl auf dem Typenschild U 1 steht, war der hier abgebildete Apparat wahrscheinlich Klenk's zweites Modell dieser Art, Baujahr 1925/26. Die ungewöhnlich hohe Zahl von neun Röhren ist darauf zurückzuführen, dass dieses Gerät mit einer Gegentakt-Endstufe ausgestattet wurde.

Vielleicht wollte Klenk auch nicht groß in Erscheinung treten, weil er über keine Vertriebsorganisation verfügte, seine Geräte auf Bestellung an Firmen wie: Walter Fritz, Lenzola, Jessel usw. lieferte und weil das Stuttgarter Radiohaus Robert Barth zeitweise die Generalvertretung innehatte. Barth verwendete die Klenk-Empfänger vorzugsweise als ergänzende Komponenten für seine Grammophonschränke und nannte sie „Melodifunk".

 

 

Melodifunk" liest man auf dem Schildchen, welches im Deckel dieser Klenk GO 2 —Truhe angebracht wurde. Es war ein Markenzeichen des Stuttgarter Musik- und Radiohauses Robert Barth, das (im Besitz der Klenk Vertretung) diese Geräte in den unteren Teil der dort von Eduard Barth zusammengestellten Grammophon Schränke einsetzte. 

 

 

Batteriebetriebene Radios und Superhet-Empfänger fertigte Klenk 1928/29 nicht mehr, nur noch Netzanschlussgeräte einfacher Art. Preiswerte Einkreiser für den Betrieb mit 110 oder 220 Volt Gleichstrom waren in Stuttgart gefragt, weil es hier vorzugsweise Stromnetze dieser Art gab. Die abgebildeten Modelle erhielten beide die Typenbezeichnung GO 2 (Gleichstrom-Ortsempfänger mit zwei Röhren). Auf der damals billigeren, offenen Bauform steht ein AEG-Lautsprecher Clamo.

1928 fertigte der Kleinfabrikant schwerpunktmäßig Zweiröhren-Empfänger mit Gleichstromanschluss sowie schwergewichtige Kraftverstärker für Cafes, Gaststätten mit Versammlungs-Sälen und andere öffentliche Einrichtungen — noch immer in „Detail Herstellung im Stundenlohn".

 

 

 

Kraftverstärker waren 1927 bis 1929 ein Fertigungs-Schwerpunkt der Stuttgarter Firma Klenk, (die Fa. Jesse!, Frankfurt a. M., hatte sie 1928 im Katalog). Sie waren handwerklich gut aufgebaut und mit Körting-Push-Pull-Transformatoren bestückt. Vier Röhren RE 124 stecken auf dem Einbaumodell GV für Gleichstromanschluss. Das Wechselstrom-Truhengerät WV 4 ist mit je zwei Röhren REN 1104, RE 124 oder 134 und einer RGN 1503 bestückt. Die „unverzerrte Ausgangsleistung" dieses 65 cm langen, 16 Kilogramm schweren „Kraftverstärkers" beträgt 1 Watt — Sie lesen richtig: 1 Watt.

 

 

Klenk-Prospekte erschienen erstmals für die Radiogeräte aus der Saison 1932. Die Zweikreis-Modelle Klenk 132 ohne und 179 mit eingebautem Lautsprecher wurden angeboten. Ferner gab es die Dreikreis-Typen Klenk 184 und 264. Als spezieller Kurzwellen-Empfänger entstand der Klenk 160 mit aperiodischer HF-Stufe. Der hatte auch einen MW Bereich, wurde aber insbesondere für den „Transatlantik-Empfang" empfohlen. Die Klenk Modell-Nummern entsprechen den Verkaufspreisen (bei Mendewar das auch so).

Im Verlauf von 20 Sammeljahren konnten nur zwei Klenk-Prospektblätter gefunden werden. Die Papier- und Druckqualität ist sehr schlecht. Es war eine intensive Nachbearbeitung erforderlich, damit das abgebildete Blatt gut lesbar wurde.

 

 

Bei diesem Zweikreiser K 274 W II von 1932/33 handelt es sich um ein Gerät mit der Kraft-Endröhre RE 604. Speziell für Gaststätten und Cafés fertigte Klenk solche Empfangs - und Verstärkeranlagen. Im Hintergrund steht der elektrodynamische Lautsprecher.

 

 

Inserat aus: Der Händler", März 1933

 

Für den Betrieb in großen Räumlichkeiten hatte Klenk das Zweikreis-Gerät K 274 WII im Lieferprogramm. Und die Verstärker betreffend gab es 1933 neue Kraftverstärker bis zu 18 Watt. Im April 1933 berichtete „Der Radio-Händler" über Klenk & Co. unter der Überschrift: „Direkt an Private" von einem Rundschreiben der Firma folgenden Inhalts:

 

An die verehrten Rundfunkinteressenten des Umstellungsbezirks Lenzhalde!

„In wenigen Tagen erhalten Sie Ihr Lichtnetz Wechselstrom. — Sofern Sie einen Radioapparat haben, ist derselbe unbenutzbar geworden. — Vom Elektrizitätswerk erhalten Sie ja eine kleine Vergütung, um den Umtausch Ihres Apparates in einen Wechselstrom-Apparat zu erleichtern. Wir teilen Ihnen mit, daß wir als Fabrik hochwertiger Rundfunkgeräte Ihnen günstigste Umtauschbedingungen durch unseren Kundendienst bieten können, welche Abteilung seit einiger Zeit die direkte Bearbeitung und Beratung unserer hiesigen Kundschaft... [?]. Von den etwa 4000 Stück Netzanschlußapparaten, die wir allein in den Jahren 1926, 1927 und 1928 in Stuttgart geliefert haben, werden laufende Umtausche in modernere Geräte oder aber bei Umstellung in Wechselstrom bei uns durchgeführt und können wir Ihnen mit vorzüglichen Referenzen dienen. Selbstverständlich führt unser Kundendienst auch andere Fabrikate ..." [usw]. Etwa 4000 Netzanschlussempfänger also soll Klenk zwischen 1926 und 1928 ausgeliefert haben — dahinter wollen wir doch ein großes Fragezeichen setzen. Na ja — er hat ja auch Fremdfabrikate verkauft. Und von den darauf folgenden Jahren steht nichts in dem Rundschreiben von 1933. Für den „Radio-Händler" war Klenk durch dieses Verhalten als Produktionsfirma nicht mehr tragbar. Das dürfte ihn aber wenig gekümmert haben, 1933/34 war die Radiofertigung ohnehin ausgelaufen. Ludwig Klenk, seit 1930 Alleininhaber, installierte weiterhin Empfangs- und Verstärkeranlagen (meist solche von Telefunken, Staßfurt usw.) — bis zur Firmenauflösung im Jahr 1939.

 

 

Ist das möglich, dass es sich wirklich um eine Kleinfirma gehandelt haben soll, fragt der zweifelnde Funkhistoriker? Immerhin stehen doch in den „Funkschau Bestückungstabellen" insgesamt sechzig Empfänger- bzw. Verstärkermodelle — die frühen Geräte (Superhets) noch gar nicht mitgerechnet. Ein sicher berechtigter Einwand, und nur dadurch zu erklären, dass es sich bei zahlreichen Typen um Einzelanfertigungen gehandelt hat. Dem Sammler jedenfalls sind nur wenige Klenk Geräte erhalten geblieben.

 

 

 

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