3.49 Lange (Longa), Plauen

lange radio fabrikate 

Es gab zwei „Lange­ Firmen“ – die erste hieß „Oskar Lange AG“. Schon 1924 offerierte sie ihre mit dem Firmenzeichen „Olag“ versehenen Röhrenradios. Diese Berliner Firma Lange fabrizierte Rundfunkgeräte nur kurze Zeit – ihre Produkte waren schon vom Markt verschwunden, als die Firma „Johannes Lange, Hörapparatefabrik“ in Plauen / Vogtland mit der Produktion von Radio­ Teilen und Bausatz- Geräten begann.

 

oscar lange berlin ein röhren olag apparates

Inserat aus: „Die Funkstunde“, November 1924

1927 offerierte die Plauener Firma Johannes Lange Einzelteile und Bausätze. Bekannt ist der Fünfröhren­ Dreikreis­ Bausatz Longa- Neutrodyne, der unter den Bastelgeräten im 18. Kapitel beschrieben wird.

 

lange Longa Neutrodyne

Inserat aus: „Radio-Adressbuch“, 1927

kurzwellenempfaenger johannes lange plauen

Inserat aus: „Bastelbriefe der Drahtlosen“, Oktober 1928

 

lange radio apparate fabrik plauen

Inserat aus: „Bastelbriefe der Drahtlosen“, Oktober 1928

Schon 1926 hatte Lange die Hamburger Radiofabrik von Dr. Lissauer übernommen; es ist anzunehmen, dass in den Jahren 1926/27 auch schon Radios gefertigt wurden, doch erst 1928 kam das Plauener Fabrikat mit betriebsfertigen Geräten in die Kataloge. Rundfunkapparate und mehrere Kraftverstärker waren im Lieferprogramm.

 

blick in den mit drei koertinggegentakt pushpull transformatoren

Kraftverstärker waren ein Fertigungsschwerpunkt der Firma Johannes
Lange. Links: ein Blick in den mit drei Körting­Gegentakt­ (push­pull­)
Transformatoren, zwei REN 1104 und zwei RE 604 ausgestatteten L 40.

Ganze vier Watt Ausgangsleistung hatte der 22 kg schwere Kraftverstär­ker von 1929 – zwei Watt das Gleichstrom-Modell. Dessen Stromaufnah­me betrug 1,2 Ampere. Das ergibt bei 220 Volt Netzspannung 264 Watt! Die Kraftverstärker-Typen L 58 W und G enthielten zusätzlich schlichte
Einkreisempfangsteile.

 

johannes lange in plauen radio einzelteile und bausaetze

Bevor sie „Bauerlaubnisnehmer“ wurde, fertigte die Firma Johannes Lange in Plauen Radio­ Einzelteile und Bausätze unter dem Markennamen „Longa“. 1928 stand die „Hörapparatefabrik“ mit betriebsbereiten
Empfängern in den Katalogen, unter anderem mit dem Dreiröhren­ Einkreiser L 26 a. Er entsprach dem Gerät in
diesem Bild, hatte aber in der Frontplatte noch zwei Schal­ter. Der hier abgebildete L 26 dürfte demnach schon 1927 erschienen sein. Neben dem Gerät liegt der steckbare Schwenkspulensatz für den Langwellenempfang. 

 

volksfernempfaenger l 75 johannes lange

Ein „hochwertiger Volksfernempfänger“ sei der L 75 – so Johannes Lange über seinen Zweiröhren-Einkreiser von 1932. Ohne Lautsprecher hieß er L 75 T (T =Tischgerät), mit eingebautem Lautsprecher – wie hier im Bild: L 75 dynamisch (es gab ihn auch in einer anderen, weniger gefälligen Gehäusegestaltung). Noch im alten Stil – wie etwa bei Blaupunkt-Modellen aus 1930/31 – wurden die Einstellräder für die Senderwahl und Rückkopplung gestaltet, jedoch „stationsgeeicht und beleuchtet“.
Der Preis des L 75 dyn. betrug (mit Schutzgitterpentode) RM 139.90. „Angepaßt an die schwere wirtschaftliche
Lage ist er das Gerät für die kommenden Großsender“ – steht in der Beschreibung. (Sammlung M. Lillich)

 

vierroehren zweikreiser l 63 w von 1932

Der Vierröhren-Zweikreiser L 63 W von 1932. Es gab ihn auch mit eingebautem Lautsprecher und als Musikschrank mit einem elektrischen Plattenlaufwerk (Lange hatte 1932 verschiedene, auch hochwertige Schrank-Kombinationen im Lieferprogramm).
Zum hier abgebildeten Tischgerät (RM 135.-) gab es den dynamischen Lautsprecher L 67 (49.- RM), das Modell im Bild ist der magnetische Lautsprecher EB 98 von Loewe mit 4-ol-Kraftsystem. Der kostete nur 32.- RM.

 

1931/32 war Johannes Lange mit einer beachtlichen Geräte- Palette am Markt, 1933 jedoch standen seine Erzeugnisse letztmals in den Radiokatalogen. Da gab es den Einkreiser „Continental“ 1 K 2 (mit Kurzwellenbereich), welcher auch „Triumph“ genannt wurde. Zwei Kreise (schon mit Ferrocart- Spulen) bekam der Batterieempfänger „Europa“ 2 K 4 B, und als Neuheit stellte Lange den mit interessanten Skalen ausgestatteten Dreiröhren- Zweikreiser „Gral“ 2 K 3 vor.

 

dreiroehren empfaenger mit ferrocart hf spulensaetzen

Die letzte Lange-Kreation: Der Zweikreiser 2 K 3 „Gral“. Dieser Dreiröhren-Empfänger wurde bereits mit Ferrocart - HF- Spulensätzen ausgestat­tet. Aus der Produktion von 1933 sind heute noch mehrere Exemplare in Sammlerhand.

 

1932er imperator nannte lange 1933 empfaenger kraftverstaerker

Aus einem Prospekt-Blatt von 1932. Lange offerierte den Vierkreis-Geradeausempfänger, eine Bauart die man selten findet. Im Bild rechts ist auf dem Chassis der Vier­gang-Drehkondensator erkennbar.

 

Die „Vierkreiser“ zählen zu den interessantesten Geräten aus der Plauener Produktion.

chassis der vier gang drehkondensator

Den 1932er Imperator nannte Lange 1933 Empfänger­ Kraftverstärker 4 K 8. Bestückt wurde er wie bisher mit den Röhren 3 x RENS 1214, 3 x REN 904, 2 x RE 604 und RGN 2004. Als vergleichbarer Geradeausempfänger kommt dem Radiofreund nur der Mende Ultraselektiv in den Sinn. Der hatte zwar noch einen Kreis mehr, aber keine Gegentakt-Endstufe – und zwei Röhren weniger. Schade, dass man den hoch gezüchteten 4 K 8 bzw. Imperator heute nicht mehr findet.

Bis 1932 lag die Firma Johannes Lange GmbH im Mittelfeld der 30 Radiohersteller. Sie glänzte nicht nur mit dem hochwertigen Siebenröhren­ Vierkreis- Fernempfänger Imperator, nicht weniger auch mit ihren wertvollen Schrankmodellen. Die wurden von den Fachleuten in höchstem Maße gelobt, waren aber technisch äußerst kompliziert. Und mit seinem Preis von 2 250.– Mark fand zum Beispiel der Imperator L 45 AW von 1931 nur wenige Käufer (die Folgemodelle wurden dann viel billiger).

Warum wohl hörte man 1934 nichts mehr von Lange ? War die Firma vielleicht auch wegen der versäumten Superhet- Entwicklung ins Abseits geraten und finanziell am Ende ?

Eine Notiz im „Radio-Händler“ vom November 1938 belegt, dass es wohl so gewesen sein muss. Dort steht unter „Firmen-Nachrichten“: „Der Beschluß des Amtsgerichts Plauen vom 31. Mai 1935 wird dahin berichtigt, daß der Ortsrichter Buschendorf in Plauen (Vogtl.) nicht zum Liquidator, sondern zum Geschäftsführer bestellt ist“. Offensichtlich führte Buschendorf noch Verhandlungen mit der Firma Schaub, welche kurz zuvor von der Stadt Pforzheim übernommen worden war. Schaub kaufte Teile aus der Lange- Konkursmasse.

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