3.52 Loewe (Opta), Berlin (vormals Radiofrequenz) 

 

loewe opta berlin 

 

Die Brüder David und Dr. Siegmund Loewe verschmolzen das 1918 gegründete Loewe-Labor mit der Werkstätte Grüttner & Lütgert und gründeten mit den Gesellschaftern Gerhard Grüttner und Erwin Buttermilch im Januar 1923 die „Radiophon GmbH“.

Zuvor aber war die Firma Haas & Co. In „Deutsche Radiophon AG“ umgewandelt worden, Schoenbergs Lautsprecherfabrik hieß „Radiophon Company m. b. H.“, Koehler nannte seine Fabrik „Radiophonwerk“; auch in Erfurt und Cassel entstanden „Radiophon“- Empfänger, weshalb eine Umbenennung notwendig wurde. „Radiofrequenz GmbH“ wurde der neue Name und der Firmensitz die ehemalige Villa eines Fuhrunternehmers in der Niedstraße, Berlin- Friedenau. Die dahinter liegenden Lagerräume dienten der Fabrikation.

 

 loewe firmengebaeude in berlin friedenau niedstrasse

Das erste Loewe-Firmengebäude in Bln.-Friedenau in der Niedstraße

 

Siegmund Loewe zählte zu den führenden deutschen Rundfunkpionieren der ersten Stunde und machte es sich – angeregt durch Lee de Forest – zur Aufgabe, das Radiowesen populär zu machen. Natürlich zählte Loewe auch zu den ersten, welche schon am Beginn des Rundfunks – im November 1923 – die RTV-Zulassung hatten. Und im Rahmen eines Berichtes über: „Die Radiotechnik auf der Leipziger Herbstmesse 1923“ würdigte Dr. Nesper in seinem Fachblatt „Der Radio-Amateur“, Heft 2/1923 das Unternehmen des Radiopioniers wie folgt:

„Die Radiofrequenz G.m.b.H., Berlin-Friedenau, hatte für die Propagierung des Radio-Amateur-gedankens dadurch etwas besonderes getan, daß sie in der Petersstraße zu gewissen Stunden einen Mann mit Rahmenantenne, Empfangsverstärker und Lautsprecher herumgehen ließ, welcher von einem in einem nahegelegenen Kaffeehaus aufgestellten Sender Zeichen und Musik empfing. Auf diese Weise wurden weiten Schichten des Publikums in der inneren Stadt im Prinzip gezeigt, wie drahtlose Nachrichten, Musik u. dgl. aufgenommen und einer größeren Anzahl von Straßenpassanten wiedergegeben werden können. Auf dem Ausstellungsstande war außer Einzelteilen ein von Herrn Dr. S. Loewe neu konstruierter Empfänger ausgestellt, welcher im Gegensatz zu den superregenerativen und ähnlichen Empfängern den Zweck verfolgt, mit einer gewissen Empfangsdämpfung zu arbeiten [usw.]“. Aus dem Hause Radiofrequenz kamen Ende 1923 schon Fernempfangsgeräte, aber auch schlichte Ein- bis Zwei-Röhrenempfänger und (wahrscheinlich nur wenige) Detektorapparate.

 

radiofrequenz berlin friedenau

Inserat aus: „Der Radio-Händler“, 1924. Das Gerät mit der Stationsskala erschien erst im Herbst 1924

 

Die Erst-Zulassungen:

Primär-Detektorapparat Type E.A. 981,

Einröhren-Primärempf. Type E.A. 980 / 982,

Zweiröhren-Primäremp. Type E.A. 983,

Einröhren-Sekundärempf. Type E.A. 987,

Vierröhren-Sekundärempf. Type E.A. 985,

und: Zweiröhren-NF-Verstärker E.A. 984.

 

Die Namen der Gebrüder Loewe traten weder an ihren Radios noch im Firmennamen in Erscheinung, nicht einmal in der Telegrammadresse – die lautete: „Variometer“, Berlin. Und weil im Verlauf der kurzen „Radiophon-Zeit“ noch keine Geräte ausgeliefert wurden, konnte dieser Name keine weitere Verwirrung stiften.

 

 Radiofrequenz Apparate

 

 Loewe Radio Emblem

 

Aus den Betriebsstätten in Berlin-Friedenau kamen 1923 ausschließlich „Radiofrequenz-Apparate“. Die Lautsprecher jedoch hießen „Orthophon“, auch dann, wenn sie – wie z.B. die Type O.R. 70 – mit einem Röhrenverstärker kombiniert wurden. Erstmals entdeckt man das Loewe-Radio-Emblem am Firmenschild der ersten, 1926 in Friedenau gefertigten Ortsempfänger OE 333, noch verbunden mit „Radiofrequenz G.m.b.H Berlin-Friedenau“. Für verschiedene Fabrikationszweige hatten die Loewe-Brüder David, Siegmund und Bernhard noch weitere Firmen gegründet: für Röhren die „Loewe-Audion-GmbH“, für Lautsprecher, Widerstände usf. die „Orthophon-Apparatebau GmbH“ und für Pressteile die „Eudarit Pressgut GmbH“.

In unsicheren Zeiten mehrere Firmen zu gründen, war vielleicht eine Strategie – nach dem Ausscheiden der „Familien-Fremden“ aber waren die Besitzverhältnisse und Fundamente gesichert – der Zusammenschluss folgerichtig. „Loewe-Radio“ sollte die neue AG heißen, aber da gab es in Berlin einen Werkzeugmaschinen-Fabrikanten namens Loewe und der hatte etwas dagegen. Unbedenklich war schließlich der neue Firmennamen „Radio-AG, D.S. Loewe“ welcher 1930 eingetragen wurde. Weil die Firmenkonstellationen auf die Kontinuität der Radiofrequenz-/ Loewe-Empfänger-Modelle keinen Einfluss nahmen, wurde auf eine eigene „Radiofrequenz“-Firmengeschichte verzichtet.

 

Radiofrequenz loewe audion 

 

 radiofrequenz audion von 1923

 

Das Radiofrequenz-Audion von 1923/24. Beim Primärkreis sind Drehkondensator und Antennenspule in Serie geschaltet, der Gitterkreis arbeitet in Parallelresonanz. Was den Radiohistoriker an diesem Typ E.A. 987 (und auch bei anderen aus dieser Zeit) überrascht, ist die einstellbare Rückkopplung (der Hebel unten), die es doch bei einem vorschriftsmäßig gebauten Empfänger (ohne HF-Vorstufe) gar nicht hätte geben dürfen. Das war nur dann zulässig, wenn der Fabrikant glaubhaft machen konnte, dass das Audion auch bei fester Kopplung nicht zum Sender wurde. Sonst hätte es den RTV-Stempel (24.11.24) nicht erhalten können. (Sammlung G. Neef)

 

 radiofrequenz vierroehren zweikreis empfaenger type e a 985

 

Radiofrequenz-Vierröhren-Zweikreis-Empfänger Type E.A. 985, auch aus dem Baujahr 1923/24. Das in Deutschland zugelassene Gerät hat innenliegende Spulen. Beim Exportmodell (das wurde auch als „Amateur-Apparat“ bezeichnet) sind links außen (mit Schwenker) zwei Spulen angebracht, und rechts eine.

Bestückt wurden diese Geräte mit „Normalröhren“ Type AR 23 oder mit „Sparröhren“ LA 75“. Loewe fertigte diese Trioden in der Zweitfirma „Loewe-Audion GmbH“ und hatte ziemlichen Ärger mit Telefunken, die ihrem Konkurrenten Patentverletzung vorwarf. 1926 einigte man sich darauf, dass Loewe fürs Inland die Mehrfachröhren fertigen durfte und die Einfach-Trioden nur noch für den Export. 

 

 radiofrequenz ortsempfaenger nf 333

 

Zahlreiche Rundfunk-Empfangsanlagen aus den Zwanzigern setzten sich aus einer ganzen Reihe verschiedener Bauteile zusammen. Das Kernstück der hier abgebildeten ist der Radiofrequenz-Ortsempfänger NF 333, ein widerstandsgekoppelter Dreiröhren- Niederfrequenzverstärker, dessen erste Röhre als Anodengleichrichter arbeitet. Manfred von Ardenne war der Verfechter dieses Systems und sorgte 1925 mittels neu berechneter Dimensionierungen für die wirtschaftliche Anwendung der Widerstandskopplung.

Verkauft wurde das Gerät mit eingelöteten Röhren ohne Heizregler schlecht und ebenso schlecht sahen damals Loewes Bilanzen aus. Es ist nicht auszuschließen, dass das Unternehmen ebenso untergegangen wäre wie etwa die Radiosonanz-GmbH u.v.a., wenn nicht die Dreifachröhre „3 NF“ den durchschlagenden Erfolg gebracht hätte. In ihr wurde 1926 alles vereinigt, was in dem 23 x 13 x 14 cm großen Edelholzkästchen des NF 333 enthalten ist: zwei Trioden LA 77, eine LA 101, zwei Koppelkondensatoren und vier Vakuum-Widerstände. Die Rahmenantenne mit Abstimmkondensator, der Trichterlautsprecher und zwei Batterien vervollständigen die Empfangsanlage.

 

 baukasten des nf 333

 Bild aus dem Baukasten des NF 333

 

 loewe merhrfachroehren

Inserat aus: „Radio-Adressbuch“, 1927

 

Hundert andere Radiofirmen bauten damals nach, was als bekannt und bewährt galt. Auch Seibt zum Beispiel kopierte in seinem EAR 22 das Siemens- / Telefunken-Audion. Nicht so Siegmund Loewe, der sich dem Fortschritt verschrieben hatte, und stets nach neuen Wegen suchte. Hierzu ein kurzer Blick zurück zu den Wurzeln seiner funktechnischen Aktivitäten.

 

volksempfangsgeraet ortsempfaenger oe 333

 

Es wurde das berühmte „Volksempfangsgerät“. dieser Ortsempfänger OE 333. Das Erstmodell mit der Loewe-Dreifachröhre 3 NF fabrizierte der Rundfunkpionier Siegmund Loewe unter Mitwirkung des Baron von Ardenne 1926 noch im Werk Berlin-Friedenau, die späteren Serien in Steglitz. Damit brachte Loewe die Branche in Aufruhr: Nur 39.50 RM, nicht halb so viel wie die bisherigen Dreiröhrengeräte, kostete der Ortsempfänger – mit der Dreifachröhre, ohne Spulen.

 

fernempfang offerierte loewe 1927 den 2 h 3 n

 

Für den Fernempfang offerierte Loewe 1927 den 2 H 3 N. Wenn nur die Dreifachröhre 3 NF eingeschaltet wurde (Druckschalter rechts), war das Gerät, dem OE 333 entsprechend, für Ortssender empfangsbereit. Durch Zuschaltung der Zweisystemröhre 2 HF (Druckschalter links) wurde Fernempfang möglich. Der Fünfröhren-Dreikreiser mit Wechselspulen ist hier zusammen mit dem Loewe Konuslautsprecher abgebildet, dessen Seiden-Bespannstoff mit dem fernöstlichen Bildmotiv selten so gut erhalten ist.

 

loewe der oe 333 in bakelit

1929 folgte der OE 333 in Bakelit. Weil jedoch die Verkaufszahlen rückläufig wurden, ist die Preßstoff-Ausführung seltener als die in Holz. Auf dem Gerät steckt die metallisierte Röhre 3 NF Bat.

 

Die Zeit von 1905 bis zur Selbständigkeit (der Gründung des Loewe­-Labors in der Gitschiner Straße beim Halleschen Tor in Berlin) verbrachte er mit dem Studium, und auch mit Tätigkeiten bei Telefunken, Huth und C.H.F. Müller. 1921 initiierte er eine GmbH, in der die Herren Loewe und Koepsel – der hatte den „Koepsel­-Drehkondensator“ entwickelt – zusammenarbeiteten. Sie wurde 1922 wieder aufgelöst.

Schon 1920 aber ließ ihn nach einem Besuch in Amerika der „Radio fürs Volk“­ Gedanke nicht mehr los. Der befreundete Lee de Forest bestärkte ihn darin anlässlich seines Deutschland­Besuches 1921. Damals jedoch verfolgte Telefunken noch den Plan, zusammen mit Lorenz und Huth ein Funkkartell – die „Rundfunk ­GmbH“ – zu etablieren, der allein Sende­ und Empfangsgeräte zu bauen erlaubt sein sollte. Siegmund Loewe war der profilierte Kontrahent und fand in der Reichspost und dem 1919 ins Reichspostministerium berufenen Hans Bredow Verbündete. So gelang es, Telefunken zur Vergabe von Lizenzen zu bewegen. Und wieder war es Dr. Loewe, der sich dann im Rahmen des von ihm initiierten „Verbandes der Radio­Industrie e.V.“ für die Interessen der Mitglieder einsetzte.

 

erfinder baron manfred von ardenne und siegmund loewe

Ein Bild aus dem Loewe-Labor anno 1929: Die Erfinder Baron Manfred von Ardenne (links) und Dr. Siegmund Loewe (rechts) diskutieren über den vor ihnen stehenden FE 63. Rechts neben Dr. Loewe ist die abgeschirmte Rahmenantenne erkennbar.

 

Die Leistungen dieses Wegbereiters beschränkten sich aber nicht auf organisatorische Aktivitäten. Aufgrund seiner Verbindungen zur Hamburger Röntgenröhrenfabrik C.H.F. Müller beschloss er, mit deren Beteiligung eine Röhrenproduktion aufzuziehen und begann schon im Dezember 1922 mit der Fertigung von Audionröhren, welche anfangs Wolframfäden enthielten. Auf diesem Gebiet hatte er mehrere Konkurrenten; nicht zuletzt die Telefunken-Gesellschaft, welche mit Hilfe des Lieben-Patentes in Deutschland das Monopol anstrebte.

Interessant wurde für Loewe das Geschäft mit Röhren schließlich durch das 1924 von ihm erdachte Mehrfachsystem mit eingefügten Koppelelementen, welches er als „Hochfrequenzverstärker“ zum Patent anmeldete. Stets war er auf der Suche nach neuen Konstruktionsformen, damit fortschrittlich und preisgünstig zu fabrizierende Röhrenradios (mit Lautsprecheranschluss) auch für den „kleinen Mann“ erschwinglich werden könnten.

 

kurzwellen vorsatz kv 77

Manfred Baron von Ardenne war ein Verfechter der HF-Breitband-Verstärkung, die er in dem hier abgebildeten Loewe-Fernempfänger FE 63 verwirklichte.

 

Drei Zweifachröhren HF 29 bzw. HF 30 (die Nachfolger der 2 HF) verstärken das HF-Signal sechsfach. Abstimmkreise hat der FE 63 nur zwei, aber aufgrund der losen Kopplung und insbesondere beim Betrieb mit der (im Bild fehlenden) Loewe-Rahmenantenne lässt die Trennschärfe nichts zu wünschen übrig. Im NF-Teil sitzt eine RNF 7 (ersatzweise die 3 NF B).

Ein Zweikreiser mit neun Verstärkerfunktionen.... das ist einmalig. Indes – als der Empfänger 1929 und 30 angeboten wurde, war er technisch nicht mehr zeitgemäß. Kleinere Netzanschluss-Radios hatten den Markt erobert und die neuen Schirmgitterröhren verdrängten Loewes (auch nur für Batteriebetrieb geeignete) HF-Zweifachsysteme. Vorn im Bild steht eine HF 29 und links davon ein spezieller Transportkarton. So konnte man (in Gummibändern eingehängt) defekte Loewe-Röhren zur Reparatur ins Berliner Werk senden. Rechts neben der Röhre stehen zwei Wechselspulen zum Empfang des LW-Bereichs und ein Überbrückungseinsatz, der anstelle einer HF-Röhre ins Gerät gesteckt werden konnte. Ganz rechts: der Loewe-Konuslautsprecher mit der bemalten Seidenstoffbespannung.

 

39 50 rm geraet

 

Weil der Loewe-Ortsempfänger OE 333 in Bakelit-Ausführung nicht mehr in den bisher gewohnten Mengen verkauft werden konnte, glaubten die Laborleute, den Umsatz mit einem verbesserten Modell nochmals beleben zu können. Und so erschien 1930 der hier abgebildete R.O. 433, welcher im Katalog 1930 OE 433 genannt wurde.

 

Zur Erhöhung der Empfangsleistung wurde er mit einstellbarer Rückkopplung ausgestattet (der Hebel vorn), und er kostete 5.- Mark mehr als das legendäre „39.50 RM-Gerät“.
Gekauft wurde der „R. O.“ (Rückkopplungs-Ortsempfänger) von ärmeren Leuten, welche sich 1930 kein netzbetriebenes Radio leisten konnten, oder auch in Gegenden, wo es noch kein Stromnetz gab. Und weil er halt nur in geringen Stückzahlen über die Ladentische ging, ist der „433“ heute „die“ OE-Rarität.

 

loewe netzanschluss empfaengern der eb 100

Von den ersten Loewe-Netzanschluss-empfängern wurde insbesondere der EB 100 (hinten im Bild) ein Verkaufserfolg. Dieses Modell von 1930 war mit der indirekt geheizten 3 NFW bestückt.

Das gleiche Gerät ohne Lautsprecher (der schwarze Blechkasten vorn) hieß R 533. Das war für Wechselstromanschluss zu haben (R 533 W mit einer 3 NFW) und für Gleichstrom (R 533 G mit der 3 NFB).

 

Ohne einen „Glücksfall“ wäre das wohl nicht möglich gewesen. Siegmund Loewe gab einem funkbegeisterten Enthusiasten die Chance des Einblicks in sein Labor – und das war der damalige Realschüler Manfred von Ardenne. Dieser wissbegierige Autodidakt lernte schnell und brachte schon bald neue Ideen ein. Ardenne und sein Mitarbeiter Heinert waren davon überzeugt, dass die „Trafo-Kopplung“ von der „Wider-standskopplung“ abgelöst werden würde und so entstand zunächst der N.F. 333, dem 1926 – mit der neuen Mehrfachröhre 3 NF – der Ortsempfänger O.E. 333 folgte.

 

loewes super 32 abgerundeten gehaeuse

Loewes erster Überlagerer: der Super 32, anfangs wurde er in einem oben abgerundeten Gehäuse geliefert. Nachdem die Staßfurter 1931 den Siegeszug der neuen Superhet-Generation eingeleitet hatten, erschienen 1932 Empfänger dieser Art gleich von zwölf Herstellern. Die Verfahrenstech-niken zur Erzeugung der Oszillator-HF-Spannung und der Mischung waren noch recht unterschiedlich; manche arbei-teten mit Schirmgitterröhren, manche mit den (eigentlich schon antiquierten) Raumladegitterröhren REN 704 d.

Loewe jedoch entwickelte ihre „2 HMD“, eine echte Zweisystem-Mischröhre für den Wechselstromsuper. Die Gleichstromtype hieß „MO 44“. Erst zwei Jahre später brachte Telefunken die ACH 1 auf den Markt, die dann zwar fortschrittlicher, aber noch nicht ausgereift war. Loewe hatte (im Gegensatz zu Telefunken und anderen) auch keine Bedenken, ihren Super 32 mit einem Kurzwellenbereich auszustatten. 1933 stand dieses Loewe-Modell (jetzt mit der RENS 1294 statt 1214) als Thule in den Katalogen.

 

loewe edda gl

 

1933 präsentierte D.S. Loewe die „Nordland-Serie“ mit den Modellen Baldur, Edda, Gotland, Wisby, Vineta und Thule.

Der Baldur war ein Kurzwellen-Vorsatzgerät für vier Wellenbereiche von 13 bis 200 m. Beim Gotland WL handelte es sich um einen dreistufigen Wechselstrom-Einkreiser mit der 3 NFL. Wisby hieß der Dreiröhren-Zweikreiser und Vineta ein Vierröhren-Super mit Kurzwellenteil.
Zum Betrieb an Gleichstrom war das ebenfalls mit einem dynamischen Lautsprecher ausgestattete Modell Edda GL vorgesehen. Das konnte durch Einsetzen einer Gleichrichterröhre 24 NG in ein Wechselstromgerät verwandelt werden und so war‘s das erste Loewe-Allstromgerät. In diesen Einkreiser steckte Loewe erstmals die neue dreistufige Allstromröhre WG 33. Sie saß noch – wie die erste 3 NF - auf dem alten 6/7-poligen Bajonettsockel, doch mit ihr begann die neue WG-Typenserie. Nur noch in den Einkreisern saß 1933 eine Loewe-Mehrfachröhre, in den größeren steckten normale Telefunken-Röhren bzw. in den Superhets zusätzlich die Loewe-Mischröhre. Zur Bestückung der 34er-Modelle jedoch schuf Loewe nochmals eine neue Spezialröhren-Generation: die Mehrfachsysteme mit zwölfpoligem Stiftsockel. Koppelglieder enthielten sie nicht mehr (deshalb die vielen Anschlußstifte), nur in der WG 34, welche in dem hier abgebildeten Einkreiser Ratsherr, Baujahr 1934 eingesetzt ist, findet man noch eine RC-Gitterkombination. Normalerweise umhüllt den Ratsherrn ein schlichtes Bakelitgehäuse; das hier abgebildete, mit Leder bezogene, ist selten. Edda GL

 

 

loewe ratsherrn mit schlichtem bakelitgehaeuseloewe mehrfachroehre mit zwoelfpoligem stiftsockel

Nur noch in den Einkreisern saß 1933 eine Loewe-Mehrfachröhre, in den größeren steckten normale Telefunken-Röhren bzw. in den Superhets zusätzlich die Loewe-Mischröhre. Zur Bestückung der 34er-Modelle jedoch schuf Loewe nochmals eine neue Spezialröhren-Generation: die Mehrfachsysteme mit zwölfpoligem Stiftsockel. Koppelglieder enthielten sie nicht mehr (deshalb die vielen Anschlußstifte), nur in der WG 34, welche in dem hier abgebildeten Einkreiser Ratsherr, Baujahr 1934 eingesetzt ist, findet man noch eine RC-Gitterkombination. Normalerweise umhüllt den Ratsherrn ein schlichtes Bakelitgehäuse; das hier abgebildete, mit Leder bezogene, ist selten.

1926 verkündete „Der Radio-Händler“ (auf S. 659) unter dem Titel „Neues aus der Industrie des In- und Auslandes“ u.a.: „Eine bedeutsame Erfindung, die ungeahnte Möglichkeiten für die Zukunft eröffnet, bildet die Konstruktion der Mehrfach-Verstärkerröhren der Firma Radiofrequenz G.m.b.H., Berlin-Friedenau, Niedstr. 5. Diese Erfindung des Herrn Dr. Siegmund Loewe besteht darin, einen Widerstandsverstärker von zwei oder drei Stufen mit allen erforderlichen Elementen, wie Widerständen, Kondensatoren, Anoden, Gittern und Kathoden, in einer Röhre zu vereinigen. [usw.]“.

Hier wurde Dr. S. Loewe als Erfinder genannt, aber es war eine Gemeinschafts-Entwicklung, an der sich Loewes freier Mitarbeiter von Ardenne seinen Anteil vertraglich sicherte. Die Träume des Rundfunkpioniers gingen in Erfüllung: der „Loewe-­Ortsempfänger“ wurde 1926/27 zum meistverkauften „Volksempfangsgerät“ – der Umsatz in „Loewe-­Mehrfachröhren“ erreichte die Größenordnung von einer Million.

 

loewe buergermeister wg37

loewe buergermeister wg36

Klein war die 1934er Loewe-Palette im Vergleich zum Vorjahresprogramm. Anstelle des Zweikreisers Wisby stand im Prospekt jetzt der Bürgermeister. Wenn er jedoch gar nicht auf den Markt kam, bleibt es in diesem Modelljahr bei zwei Loewe-Geräten. Keine Seltenheit ist der Botschafter. Dieser Sechskreis-Super wurde natürlich auch mit den neuen Mehrfachröhren bestückt. Die WG 36 enthält neben dem HF-Eingangs- und dem Oszillatorsystem eine ZF-Pentode, die WG 35 eine NF-Tetrode, Diode und Endpentode. Der Käufer hatte die Wahl zwischen zwei verschieden gestalteten Botschafter-Gehäusen.

loewe botschafter sechskreis super mehrfachroehren front loewe botschafter sechskreis super mehrfachroehren innen

Prinzipiell entspricht er noch dem Botschafter von 1934, dieser Patrizier Baujahr 1935: Sechs Kreise, Kurz- Mittel- und
Langwellenempfang mit den beiden Röhren WG 36 und 35. Nur das Gehäuse wurde der neuen Linie entsprechend im Quer-
format gestaltet. Die Rückansicht lässt das Eingeweide mit den schwarz gespritzten Mehrfachröhren erkennen.

Nach Ideen des Barons von Ardenne entstand 1929 der Fernempfänger FE 63, bestückt mit vier Mehrfachröhren, Wechselspulen und Rahmenantenne.

 loewe gildemeister 1935

Prinzipiell entspricht er noch dem Botschafter von 1934, dieser Patrizier Baujahr 1935: Sechs Kreise, Kurz- Mittel- und Langwellenempfang mit den beiden Röhren WG 36 und 35. Nur das Gehäuse wurde der neuen Linie entsprechend im Querformat gestaltet. Die Rückansicht lässt das Eingeweide mit den schwarz gespritzten Mehrfachröhren erkennen.

 

Noch heute denkt jeder Radiosammler bei „Loewe“ zuerst an den OE 333. Die attraktive Röhre, Vorläuferin der integrierten Schaltkreise, war das Erfolgsgeheimnis. Das Holzkästchen, auf dem sie steckte, war fast leer. Es enthielt nur einen kleinen, glimmerisolierten Drehkondensator (auch ein Loewe-Patent) und den Einschalter. Nicht einmal die RC­Gitterkombination brauchte Loewe – man arbeitete mit Anodengleichrichtung. Und die Koppelglieder, die zwei Kondensatoren und vier Widerstände, die waren doch alle in der Röhre. Der OE 333 wurde auch in Steglitz weitergebaut, 1929 gabs ihn in der Bakelit-Ausführung. 1927 erschien aber auch schon der mit zwei Mehrfachröhren ausgestattete Fernempfänger 2 H 3 N. Dazu wurde ein Satz Wechselspulen angeboten.

Auch dieser Empfänger wurde in beachtlichen Stückzahlen verkauft. Heute kann man ihn noch in zahlreichen Radiosammlungen finden.

 loewe optra 537 radio AG

 Inserat aus: „Der Radio-Händler“, Februar 1937

 

 loewe super des modelljahres 1936 37

Letztmals, im dritten Jahr nach ihrem Erscheinen wurden die WG-Mehrfach-röhren in diesen – jetzt „Opta“ genannten – Loewe-Super des Modelljahres 1936/37 eingesetzt. Aber nur im Opta 537 GW kann man sie noch finden. Die Wechselstromausführung Opta 537 W enthält Topfsockel-Röhren aus eige-ner Produktion, die der A-Serie entsprechen, aber zwecks besserer Wärmeabstrahlung schwarz gespritzt, und mit speziellen Loewe-Typenbezeichnungen versehen wurden. Der aufgrund seiner Frontgestaltung „Schlittschuh“ genannte Opta 537 ist auch in der W-Ausführung ein gesuchtes Sammlerstück. Noch höher jedoch wird – wegen der Mehrfachröhren – die GW-Ausführung bewertet.

 

loewe optra 638W

Auch das Erscheinungsbild des 1937er Opta 638 W reizt den Sammler. Jetzt aber wurde nicht nur das Wechselstrom-Modell mit „Normal“ -Röhren bestückt: 4 M 2 = ACH 1, 4 H 2 = AF 3, 4 V 1 = ABC 1, 4 E 1 = AL 4 und 140 NG = AZ 1. Auch in der GW-Version sind die Mehrfachröhren verschwunden. Dort sitzen jetzt die Loewe-Typen: 24 M 2 = BCH 1, 13 H 2 = CF 3, 13 V 1 = CBC 1, 33 E 1 = CL 4 und 30 NG = CY 2.


loewe opta 838 w aus dem jahr 1937 

Die Gehäusegestaltung allein wäre für den Sammler schon Grund genug, das ausgefallene Modell Opta 838 W aus dem Jahr 1937 zu begehren. Er hat’s aber auch in sich, dieser Achtkreis-Vorstufensuper mit 6+3 Röhren. Er verfügt über eine automatische Scharfabstimmung, die man – wie „Der Radio-Händler“ in seinem März-Heft 1938 berichtete – normalerweise erst in der Preiskategorie über 500 Mark erwarten konnte. Der 838 W kostete aber nur 369.- RM. Nicht nur seiner Gestaltung wegen handelt es sich um eines der gesuchten Exponate aus den Enddreißigern. Was man ihm ankreiden könnte: der Lautsprecher ist zu klein. (Sammlung G. Föll) 

 

loewe opta 739 w das 1938er geraet 

Loewe Opta 739 W – das 1938er-Gerät mit dem Schiebetürchen zur Abdeckung des Bedienteils. Der schöne Siebenkreis-Super mit magischem Auge war mit den Röhren 4 M 2, 4 H 2, 4 V 1, 4 E 1, AM 2 und 140 NG bestückt. Die noch schwarz gespritzten Loewe-Röhren entsprachen den Typen ACH 1, AF 3, ABC 1, AL 4, AM 2 und AZ 1. 

 

loewe opta 2740 w mit stahlroehren 

 1939 war auch der letzte Rest von speziellen „Loewe-Röhren“ verschwunden. Der hier abgebildete Opta 2740 W spielt mit den Stahlröhren ECH 11, EBF 11, EF 11, EL 11, EM 11 und der Gleichrichterröhre AZ 1, die (auch in der Nachkriegszeit) noch im Hause Loewe (Opta Phonetika) gefertigt wurde.
Die Gehäusegestaltung ist nun nicht mehr „Loewetypisch“, aber in ihrer Schlichtheit geschmackvoll. Es gab diesen Opta mit technisch gleichen Daten auch als Drucktastensuper; da hieß er 740 W.

 

Die Zeit der „OE‘s“ ging zu Ende, andere Loewe-Radios verkauften sich durchschnittlich. 1930 aber wurde der netzbetriebene Einkreiser EB 100 mit eingebautem Lautsprecher wieder ein echter Renner. Zwei Jahre später wurde er noch von dem äußerlich veränderten EB 205 W abgelöst.

1932 wurden für kleinere Modelle die bisherigen Mehrfachröhren modifiziert, neu und fast schon revolutionär war aber eine von Dr. P. Kapteyn und W. Stoff entwickelte Zweisystem­Mischröhre, welche für den ersten Loewe- Super 32 gebraucht wurde.

(Manfred von Ardenne war an der Entwicklung nicht mehr beteiligt – sein Vertrag mit Loewe war Anfang 1932 aufgelöst worden).

Weil Loewe aufgrund einer 1926 mit Telefunken geschlossenen Vereinbarung in Deutschland nur Mehrfachröhren herstellen und vertreiben durfte, und man auf diesen Geschäftsbereich nicht verzichten wollte, wurden die alten Systeme modernisiert – es entstanden neue „WG-Typen“, welche für den Betrieb an Wechsel- und Gleichstromnetzen geeignet waren.

Schon 1933 kam mit einer neuen Dreifachröhre, der WG 33, das erste Allstromgerät Edda auf den Markt.

 

Weitere Allstrom­Mehrfachröhren der WG-Serie (mit Stiftsockel) folgten 1934; die letzten dieser Art findet man im „Schlittschuh“, dem Opta 537 GW von 1936. Danach wurden die anfangs noch mit schwarzer Farbe gespritzten Loeweröhren baugleich mit den A­ und C­Serien. „Opta“ wurde zum Markennamen nicht nur für die Röhren, sondern auch für alle künftigen Loewe-Radios.

 

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1934 kann man in den Radiokatalogen die Loewe-Geräte: Ratsherr, Bürgermeister und Botschafter finden. Der Bürgermeister aber gibt Rätsel auf. Gab es ihn überhaupt? Wurde davon vielleicht nur eine Kleinstserie gefertigt? Gab es denn die Mehrfachröhre WG 37, welche in keinem anderen Modell zu finden ist? Die Radiosammler sind seit Jahren auf der Suche nach einem Bürgermeister. In größerer Anzahl existieren dagegen noch die Modelle Ratsherr und Botschafter.

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