3.58 Maretrans, Berlin

 

maretrans berlin

 

Jeder kennt den berühmten „Transmare" - wer aber kennt „Maretrans"? Rund 500 frühe Radiofirmen stehen in den Verzeichnissen, die Berliner „Maretrans-Radio-Company GmbH" war eine unter ihnen und sie zählte nicht zu den kleinsten – sie erhielt bereits im Oktober 1923 die RTV-Zulassung. Wie schon der Name sagt, hatten die Maretrans-Kaufleute Überseeverbindungen. Mit dem Geschehen auf dem amerikanischen Radiomarkt bestens vertraut, exportierten sie ihre Erzeugnisse bereits vor 1923.

 

maretrans radio company gmbh

 

Das waren wohl auch die besten Jahre dieser Radio-Company – die Zeit von 1922 bis 1924, wo ihr Angebot sowohl Radio-Post-Apparate und Radio-Export-Apparate (unter Verwendung „reichspatent-amtlich angemeldeter Konstruktionen“) umfasste, als auch Netzanschlussgeräte, Audion- und Detektorempfänger, Hoch- und Niederfrequenz-Verstärker sowie zahlreiche Einzelteile, teils aus eigener Produktion.

Als das Vox-Haus zu senden begann, richtete Karl August Köhler im Nebengebäude der Maretrans-Fabrik, in der Linkstraße 2 neue Räume ein, um dort seine Rundfunkgeräte vorzuführen. „Es wurden mit dem primär-sekundären Zweilampenapparat neuartiger Konstruktion an normaler Antenne sämtliche englische Stationen einwandfrei in Lautstärke und Klarheit gehört“ schrieb Otto Kappelmayer 1924.

 

maretrans radio company gmbh werbung

 

Inserat aus: „Der Deutsche Rundfunk“, 1924

 

maretrans radio apparate fabrikation berlin w9

 

Inserat aus Otto Kappelmayers Buch:„Radio im Heim“, 1923/24

 

Bei dem Empfangsgerät RSL II handelte es sich um einen Zweiröhren-Zweikreiser für Kopfhörerempfang. 45 Volt Anodenspannung und 6 Volt für die Heizung – das könnte bedeuten, dass Maretrans keine Telefunkenröhren verwendete. Auch fehlen anfangs Hinweise auf die Telefunken-Bauerlaubnis, welche für dieses Gerät (möglicherweise mit anderer Röhrenbestückung) erst im April 1924 erteilt wurde.

Ob es patentrechtliche Auseinandersetzungen mit dem VDFI waren, welche schließlich zur Produktionseinstellung führten, ist nicht aktenkundig; die 1925 erfolgte Abberufung des Geschäftsführers K.A. Köhler lässt darauf schließen, dass es auch innerbetriebliche Turbulenzen gab. Welche Ursachen es auch gewesen sein mögen – der Maretrans blühte dasselbe Schicksal, das gut 80 % der frühen Radiofirmen ereilte: 1925 war ihre Zeit abgelaufen.

 

maretrans empfangsgeraet rsl 2 zweiroehren zweikreiser

 

In zahlreichen Annoncen von 1923 und 24 ist ein Maretrans-Zweikreiser zu finden, in dessen Pultgehäuse zwei Röhren senkrecht eingesteckt waren. Beim hier abgebildeten 1925er Zweiröhrenmodell sind nicht nur die Röhren anders platziert, auch die Schaltung wurde geändert. Jetzt ist es ein rückgekoppeltes Audion mit NF-Verstärker. Bei diesem Empfänger (ohne Typenangabe) könnte es sich um eines der letzten Geräte aus dem Hause Maretrans handeln.

Zeitlich nicht einzuordnen ist das links stehenden Einröhrenaudion (auch ohne Typenangabe). Ob der Drehknopf original ist? Die Herkunft und das Erscheinungsdatum dieses Inserates war nicht mehr zu ermitteln.

 

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Bemerkenswert ist jedoch, dass die Maretrans mit ihren Geräte weder 1924 noch 1925 auf der großen deutschen Funkausstellung in Berlin vertreten war.

 

 

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