3.68 Radio Amato, Berlin

 

Als der Rundfunk zu senden begann, gehörte die 1902 gegründete Berliner Firma Otto Lootze mit ihren Detektor- und Röhren-Empfangsgeräten schon zum Kreis der bedeutenden Hersteller. Ihre RTV-Zulassung trägt das Datum: Oktober 1923.

Die Erst-Zulassungen: der Primär-Detektorempfänger Type D.Z.E, der Zweiröhren-Sekundärempfänger Type D.R.S.E. und der Zweiröhren-NF-Verstärker Type 2 N.V.

 

Radiotechnik Radio Amato Rundfunkempfaenger

 

Otto Lootze bezeichnete seine Firma als „größtes und ältestes Privatunternehmen der Branche“ – für den zweifelnden Historiker bleibt die Frage offen, was er unter „privat“ verstand...

Wie dem auch sei – Amato­ Radios wurden überregional schnell bekannt und auch gut verkauft. 1924 konnte Lootze namhafte Handelsfirmen für den Vertrieb seiner Geräte in Baden, Hessen, Hessen-Nassau, in der Pfalz und in Württemberg gewinnen. Für die nördlichen Regionen Deutschlands wurde 1925 in Berlin-Charlottenburg die „Norddeutsche Radio­ Amato GmbH“ gegründet. Weil aber die Umsätze 1925 schon ins Stocken gerieten, löste man 1926 diese Vertriebs GmbH wieder auf.

„Der allgemeine Niedergang der deutschen Wirtschaft mußte sich notwendigerweise auch in der Radiobranche auswirken“ – schrieb Otto Lootze im Fachblatt „Der Radio-Händler“, Heft 1/1926 – „die Aussichten für das nächste Jahr sind sehr ungewiss“.

Die Geschäfte blieben nicht nur bei Radio Amato unter den Erwartungen.

 

Radiotechnik Radio Amato Weihnachtsangebot

 

Dieses Inserat erschien 1925 in „Der Radio-Händler“. Die Krise ist unübersehbar... 

 

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1924 durfte sich Otto Lootze über die Verkaufserfolge seiner ersten Röhrenapparate freuen. Rechts steht der Zweiröhren-Zweikreisempfänger Type D.R.S.E., in der Mitte der Zweiröhren-NF-Verstärker Type 2 N.V. An beiden ist der RTV-Stempel mit dem Datum 26.3.24 eingeschlagen. Für diese Kombination warb Lootze in verschiedenen Radio-Zeitschriften. Das links stehende Einröhren-Audion Type D.R.P.E. erschien etwas später.

 

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Auf diesem Bild des Radio-Amato-Messestandes von 1924 istdie große Zahl derangebotenen Gerätezu erkennen. 1925sollen es 22 verschiedene Apparatetypengewesen sein. Die Type 5036 ist auf dem Bild auch schon erkennbar.Otto Lootze offerierte auch seine zusammenklappbare Rahmenantenne.

 

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Am 24. Dezember 1925 erwarb Herr Hartung von der Türkismühle in Bad Kreuznach den hier abgebildeten Vierröhren Amato Type 5036. Sicher war er damit über die Weihnachtsfeiertage beschäftigt, denn – diesen Sekundärempfänger so zu bedienen, dass er sowohl bei Orts- wie auch bei Fernempfang auf verschiedenen Wellenlängen den optimalen Empfang gewährleistete, das erforderte schon mehr als „etwas“ Erfahrung. Fast ist es ja ein Experimentiergerät, bei dem sämtliche Stufen mit ihren Röhren zu- bzw. abgeschaltet werden können, ohne oder mit Ein- bzw. Zweifach-Niederfrequenz-Verstärkung, je nachdem, ob man mit dem Kopfhörer oder Lautsprecher hören will. Ist der Primär- oder Sekundärempfang günstiger? Ist der Fernempfang besser mit Hochantenne – der Bezirksempfang mit der Rahmenantenne? Welche Windungszahlen sollen die Spulen haben – wie bedient man die Kopplung? Dann die Regelung der vier Heizwiderstände für die Röhren und das Umstöpseln der Anodenbatterie, bis in gegenseitiger Abstimmung die richtigen Einstellwerte gefunden wurden. Und schließlich könnte man die Röhren untereinander vertauschen – welche arbeitet in welcher Stufe am besten? Dem Spieltrieb waren keine Grenzen gesetzt – nur eines durfte keinesfalls passieren: die Verwechslung der Heiz- und Anodenleitung. Da wären die vier Röhren durchgebrannt und das schöne Weihnachtsvergnügen hätte mit Katzenjammer geendet.

 

radiotechnik radio amato vierroehren apparat 5034

 

Inserat aus: „Der Deutsche Rundfunk“, Mai 1925.

 

Gegenüber den 24er-Modellen wurde der schaltungstechnische Aufwand reduziert. Der Vierröhren Apparat Nr. 5034 hatte jetzt nur noch einen Abstimm- und einen Sperrkreis. Beim Zweiröhrengerät 5040 erkennt man den Übergang von der Steilpult- zur Flachpultgestaltung.

 

radiotechnik radio amato vierroehren apparat 5036

 

Dieser Vierröhrenapparat Type 4036 stand im Nachtrag des Amato-Lieferprogramms von 1926/27. Zwar hat er ebenso wie die Typen 5036 und 5034 vier Röhren, empfangstechnisch jedoch war es ein weiterer Rückschritt. Er hat nur noch einen Kreis und drei NF-Verstärkerstufen. Ihn zu bedienen ist dagegen wesentlich einfacher.

 

radiotechnik radio amato vierroehren apparat 5040 5047 

 

Der Käufer dieser Radio-Amato-Kombination Type 4040 mit 4047 kannte überhaupt keine Bedienungs-Schwierigkeiten mehr. Links steht das Audion mit einstufiger NF-Verstärkung, die Spulen zum Empfang der Wellen von 170 bis 1900 m sind eingebaut. Der rechts stehende Zweifach-NF-Verstärker 4047 wäre passender für den Einröhrenempfänger Type 4028. Ob er hinter dem 4040 noch verzerrungsfrei arbeitet (es war noch keine negative Gittervorspannung vorgesehen) ist zweifelhaft.

1926 und 27 war das Radio­ Amato ­Programm nach wie vor beachtlich. Noch immer gab es Amato Detektorapparate und den Detektor-Verstärker Nr. 3030 ohne Röhre. Aber wer wollte 1927 noch eine so überholte Technik? Besser lag Amato mit verschiedenen Röhrengeräten im Rennen.

Bis zum „Siebenröhren-Transponierungs-Empfänger“ dem Amato het reichte das Fertigungsprogramm. Auch einen komfortablen Vierröhren-Geradeausempfänger offerierte Otto Lootze 1926 die Nr. 4034 mit optischem Stationsanzeiger. Es ist nicht bekannt, ob sich das interessante Gerät noch in irgend einer Sammlung befindet.

 

radiotechnik radio amato

 

Inserat aus: „Der Deutsche Rundfunk“, Dezember 1926. 

 

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Inserat aus: „Der Deutsche Rundfunk“, Oktober 1926

 

radiotechnik radio amato 4032

 

1926/27 meinte Otto Lootze, durch seine Angebots-Vielfalt auftrumpfen zu können. Bei ihm sollte jeder Interessent das passende Gerät finden. Eines davon ist dieser Dreiröhrenempfänger Type 4032 mit der gekapselten Amato-Steckspule. 

 

radiotechnik radio amato 4026

 

Rechts im Bild steht das Einröhrengerät, auch aus dem Baujahr 1926.

 

Es ist mit dem zum Patent angemeldeten „Amato-Feinstell-Spulenkoppler“ ausgestattet. Durch Drehen des exzentrisch ausgebildeten Schwenkhebels erfolgt die Feinregulierung. Vorn am Gerät ist das Händlerschild der Südd. Radiozentrale angebracht, das Typenschild – es ist die Type 4026 – fehlt jedoch. Der links stehende Dreiröhrenempfänger, ein Vorläufer des „Belcanto 1928“, wurde 1927 zum Einheitspreis 39.50 RM verkauft – wahlweise auch mit einer TeKaDe-Dreifachröhre.

 

radiotechnik radio amato 3062

 

1928 erschien neben den Dreiröhrenempfängern 3063 W und 3073 G noch das hier abgebildete Zweiröhrengerät Type 3062 W, ein Nachfolger der Type 3032 W.

 

„Netzanschlussempfänger“ steht im Katalog, aber der Netztrafo heizte nur die Röhren, eine Anodenspannungswicklung hatte er nicht. Otto Lootze dachte wohl an Radio-Kunden, welche sich für ihr altes Batteriegerät noch eine teure Netzanode besorgt hatten, die sie nun zum Betrieb dieses preisgünstigen Empfängers weiter verwenden konnten; und er offerierte die Type 3012 W. Verkauft wurde diese einmalige Bauart kaum – vielleicht hat sie auch die im selben Jahr erfolgte Produktionseinstellung beschleunigt.

 

radiotechnik radio amato 3033

 

Inserat aus: „Radio“, November 1927

 

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Inserat aus: „Radio“, September 1928

 

Manches Amato-Gerät ließ sich schlecht verkaufen – nicht zuletzt der „Detektor-Verstärker“, mit dem (1927!) über ein batteriegespeistes Kohlemikrofon der Lautsprecherempfang möglich sein sollte. Auch der schon 1926 angebotene Empfänger mit Gleichstrom-Netzanschluss war kaum gefragt. Und mit den 1927 von allzu vielen Firmen angebotenen „39.50 -Mark-Gerätchen“ war kaum etwas zu verdienen.

Lootze hatte auch kein Glück mit seinen aufwendig gestalteten Radios, welche samt eingebauten Lautsprechern 1927 in Truhenform (Nr. 4037) oder als Schrank (Nr. 4037 a) angeboten wurden. Für einen „Amato-Kurzwellen-Empfänger“, den es mit Aufbauanleitung als Bausatz gab, interessierten sich nur Wenige.

1928 ging‘s abwärts - mit Radio-Amato. Die Neukonstruktionen beschränkten sich (vom 3062 abgesehen) auf die Dreiröhrengeräte Nr. 3063 W für Wechselstrom­ und 3073 G für Gleichstromanschluss. Das war zu wenig – noch im selben Jahr lief die Radio Amato ­Produktion aus.

 

 

 

 

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