3.69 Radio-Anker, Offenbach a.M.

 

radio anker offenbach

 

Gustav Pantaleon Lang und seine Frau Henriette waren schon im Jahr1914 Inhaber einer chemischen Fabrik in Offenbach. In ihr wurzelte die im April 1923 gegründete „Chemisch­Technische Industrie­ Ges.m.b.H.“. Für seinen offensichtlich vom Radio­ Fieber infizierten Sohn Gustav Heinrich Lang errichtete der Vater Gustav Pantaleon ein Radiotechnisches Entwicklungslabor – quasi als Spielwiese. Installiert wurde es in einem ehemaligen Pferdestall auf dem Grundstück des Lang'schen Wohnanwesens am Offenbacher Isenburgring. Dieses Labor wurde zum Grundstein für die „Rundfunkgerätefabrik“, einer Abteilung der Chemisch­ Technischen Industrie ­Gesellschaft. Firmensitz und wohl auch Produktionsstätte war die Frankfurter Straße 59 – 61 in Offenbach am Main.Im Juni 1924 erhielt Lang die RTV-Zulassung und stellte seine Radioapparate und Einzelteile auf der großen Deutschen Funkausstellung in Berlin zu Schau. Das Programm an kompletten Empfangsgeräten beschränkte sich auf drei Typen: den Anker­ Volksapparat 25, einen Zweiröhren - Verstärker und den Orthoflex - Zweiröhrenempfänger.

1925 erschien der große Myradyn, ein Superheterodyne­ Empfänger mit dem „Transponierungssatz Repeflex“. Der wurde auch zum Selbstbau in Einzelteilen angeboten, und bis 1927 gab es ihn abgemagert als Miradyn­Standard (Miradyn wurde mal mit „i“ und mal mit „y“ geschrieben). Danach dürfte die Produktion ausgelaufen sein.

 

gustav heinrich lang radiotechnisches entwicklungslabor

 

radio anker offenbach miradyn standard

 

Inserat aus: „Funk-Alamanach“, 1924 und Inserat aus: „Der Radio-Händler“, 1926

 

volksapparat 25 nfverstaerker orthoflex

 

Der Volksapparat 25 (vorn im Bild) ist ein Kristallempfänger mit eingebautem Detektor (Rändelrad­ Einstellung). Dazu gab es noch einen NF­ Verstärker. Orthoflex heißt das dahinter stehende Zweiröhren-Doppelreflexgerät mit dem an der Frontplatte aufgesteckten Detektor. Verkauft wurden die Anker-Erzeugnisse auch in einem Spezialgeschäft für Radioapparate und Zubehör, welches Willy Lang in der Frankfurter Straße eröffnet hatte. Bis 1931/32 war es ein Radioladen, danach verkaufte Willy Lang dort Geschenk­ und Porzellanwaren. Der sowohl technisch als auch merkantil glücklose Gustav Heinrich Lang wechselte in die Politik und wurde schließlich Offenbachs zweiter Bürgermeister. 1934 erfolgte auch die Auflösung der restlichen „Chemisch­ Technischen Industriegesellschaft m.b.H.“.

 

6 roehren superheterodynempfaenger miradyn mit rahmenantenne

 

Einen ganzen Meter misst der 6­ Röhren­ Superheterodyn Empfänger Miradyn, den man 1925 als Bausatz oder Fertig­produkt kaufen konn­te. Auch 1926 wur­den solche Geräte noch angeboten – 1927 abgemagert als Standardtyp. Lang hatte im Liefer­programm auch eine Rahmenantenne; die hier abgebildete jedoch stammt aus dem Hause DeTeWe 

 

miradyn original konstruktionskasten

 

Teil eines Inserates aus der: „Radio-Umschau“, Februar 1926. Die Chemisch technische Indust­rie Gesellschaft offerierte ihren „Original-Konstruktionskasten“ mit allen Einzelteilen zum Aufbau des Gerätes einschl. Gebrauchs­anweisung.

 

 

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