Max Grundig

 

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Inhaltsverzeichnis: 

1. Vorwort

2. Stimmen in der Luft

3. Vom Heinzelmann zum Weltklang

4. Max Grundig wird führend in der Radiobranche

 

1. Vorwort 

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Max Grundig war derjenige, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wußte, wie wichtig Unterhaltung war. Mit seinen Rundfunkgeräten sorgte der Visionär für den Siegeszug des Radios und später für den des Fernsehens. Das von ihm eingeführte „Magische Auge“ zur Senderscharfstellung machte seine innovative Firma in kürzester Zeit zum führenden Hersteller der Unterhaltungselektronik.

 

2. Stimmen in der Luft

Das begann in Nürnberg, am 7. Mai 1908, einem Donnerstag. Astrologen sollten später die Geburtsstunde Max Grundigs analysieren. Sie fanden Eigenschaften wie Ehrgeiz, Selbstbewußtsein und organisatorisches Talent, eine starke Willenskraft, Führerschaft und die Gabe des Weitblicks: „Dieser Persönlichkeit folgt man gerne. Dazu verhelfen ihm seine geistigen und praktischen Fähigkeiten, die eine Art Magnetismus ausstrahlen.“

Davon wußte der neue Erdenbürger nichts. Er wurde hineingeboren ins Kleinbürgertum, als Sohn des Magazinverwalters Max Emil Grundig und seiner Frau Marie, geborene Hebeisen, und in eine Zeit der Entbehrungen im Gefolge der Kriegs- und Nachkriegsjahre. Der Vater brachte für die bald auf sieben Köpfe angewachsene Familie von den Herkuleswerken am Monatsende 278 Mark mit nach Hause. Damit konnte man nur das Nötigste fürs tägliche Leben abdecken. „Ich hab von früh bis abend Hunger gehabt“, erinnerte sich Max Grundig später an die Jahre zwischen 1914 und 1918. Doch es sollte noch schlimmer kommen: Der kleine Grundig war zwölf, als der Vater starb - an den Folgen einer unsachgemäß vorgenommenen Blinddarmoperation.

Es war der 24. Mai 1920 - nicht nur ein tragisches Datum für den Jungen, der seinen Vater liebte, auch ein Datum, das sein Leben entscheidend verändern sollte, an dem erstmals die Weichen zu dem gestellt wurden, was er später wurde. Max Grundig mußte arbeiten - so bald wie möglich, denn die elf Reichsmark Rente und das geringe Zubrot, das die Mutter als Stanzerin in den Triumphwerken verdiente, reichten hinten und vorn nicht. Im April 1922 schließlich fand er eine kaufmännische Lehrstelle - bei der Installationsfirma Hilpert. Er verdiente bald 30 Mark, gab das meiste davon zu Hause ab und kaufte für die verbliebenen paar Groschen Taschengeld 100 Meter Antennendraht.

Die brauchte er für seine Basteleien. Denn gerade war das Radio in Mode gekommen, ein Medium, das den inzwischen 16 jährigen mehr faszinierte als alles andere. Da gab es Stimmen in der Luft. Und niemand hörte sie. Niemand sah sie. Aber man konnte sie runterholen. In einen kleinen Kasten. Und das wollte er. Also verbrachte er jede freie Minute in seinem winzigen Zimmer zu Hause und tüftelte an irgendwelchen geheimnisvollen Apparaten, um das gespenstische Stimmengewirr in den Detektor zu zwingen. Er lötete, schraubte, kittete, baute zusammen, auseinander und wieder zusammen, zog quer durch Hof und Wohnung Antennendrähte und hatte schließlich Erfolg: Aus den Kopfhörern kamen die ersten krächzenden Töne. Von nun an hatte sich der Bazillus in ihm festgesetzt, seine Experimentierlust war nicht mehr zu bremsen. Alles, was neu war, zog ihn magisch an.

Nach dem Radio mußte es ein Bildfunkempfänger sein, von dem jetzt erstmals in den Zeitungen zu lesen stand. Weiß Gott, woher er sich das Material organisierte - ein Talent, das sich später noch auszahlen sollte das Ding funktionierte und zauberte dem jungen Grundig  aus kleinen Bildpunkten postkartengroße Fotos vom Max Schmelings K.o.-Sieg über Hartig im Berliner Friedrichshain ins Zimmer. Noch allerdings blieb der „Radio-Spleen“, wie seine Umgebung nachsichtig spöttelte, ein Hobby, das ihn faszinierte, fesselte, ihm jede freie Minute wert war. Sein Geld aber verdiente er in Installateur Hilperts Nürnberger Büro - bis ihn sein Chef nolens volens selbst auf die Idee brachte, sich aus den Angestelltenzwängen zu befreien. Er machte den Juniorkaufmann für den Großauftrag bei einem Klinikneubau zum Filialleiter in Fürth.

Max Grundig war 20, verdiente rund 300 Mark und witterte seine große Chance. Durch geschicktes Verhandeln und Taktieren hatte er sich eine Umsatzprovision ausbedungen. Und die brachte monatlich noch einige Hunderter extra. Außerdem konnte er in dem Fürther Laden endlich seine selbstgebauten Radios offerieren. Der Radio-Manager Grundig hatte erstmals das Terrain betreten, das er einst wie ein Tycoon beherrschen sollte.Vorläufig verführte ihn der finanzielle Segen zu einer privaten Entscheidung, die sich bald als Jugendtorheit herausstellte. Er verliebte sich, heiratete und wurde Vater. Die innige Beziehung zu seiner ersten Tochter Inge hielt ein Leben lang, die Ehe nur kurz.In die Brüche ging auch die Beziehung zu seinem Chef.

Denn Chef wollte Max Grundig nun selbst sein. Er hatte gemerkt, daß er das Zeug dazu hatte, daß auf diese Weise Geld zu machen war - worauf also noch wartend 3000 Mark hatte er inzwischen auf die Seite gelegt, 3000 pumpte er bei einem Freund. Einen leerstehenden kleinen Laden hinterm Fürther Rathaus hatte er bereits ausgekundschaftet, nur eine Hürde war noch zu nehmen: Den Mietvertrag mußte - „der Sicherheit halber“, darauf bestand der Vermieter - die Mutter unterschreiben. Die aber weigerte sich, wollte den „Buben“ vor der riskanten Entscheidung bewahren. Es dauerte eine Woche, bis sie schließlich nachgab - immer noch mit der Angst, daß der Max ins Unglück rannte.

 

1928

In Berlin findet die fünfte „ Große Deutsche Funkausstellung" statt, auf der zahlreiche Radiogeräte präsentiert werden. Anläßlich dieser Funkausstellung werden erste Fernsehversuchssendungen vorgeführt, die aber nur wenig beachtet werden.

Mit dieser Einschätzung stand sie beileibe nicht allein. In einer Zeit, die von Wirtschaftskrisen geschüttelt war, das Wagnis einer Geschäftsgründung einzugehen, dazu gehörte nicht nur Mut, sondern auch eine gewaltige Portion Optimismus. Max Grundig hatte beides: Also ließ er am 15. November 1930 beim Fürther Amtsgericht seine erste eigene Firma eintragen. „Daß die Sache hätte schiefgehen können, darüber habe ich nicht eine Sekunde nachgedacht“, kommentierte er später die Grundsteinlegung des Grundig-Imperiums. „Das wäre ja eine Katastrophe gewesen, und so was habe ich gar nicht einkalkuliert.“

Die nächsten Jahre gaben ihm recht: Mit dem kleinen Geschäft in der Fürther Sterngasse, übrigens schräg gegenüber von Ludwig Erhards Elternhaus gelegen, hatte der frischgebackene Jungunternehmer bereits den Instinkt bewiesen, der ihn fortan steil nach oben führen sollte, der ihn als Ausnahmeunternehmer auszeichnete. Er witterte geradezu Trends, roch förmlich Marktbedürfnisse, erkannte blitzschnell Marktlücken und Marktnischen und reagierte mit einer Folgerichtigkeit, daß Konkurrenten nur noch das Nachsehen haben konnten. Bevor die Füchse aus dem Bau krochen, war der Hase Grundig längst schon da.

Die 30er Jahre wurden die Radiojahre. Die Begeisterung für das neue Medium wuchs von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr. Max Grundig baute auf diese Begeisterung. Er stellte einen Monteur ein, ließ sich die ersten Geräte des Fabrikats „Lumophon“ liefern und versuchte im November/Dezember 1930 mit Anzeigen in der Nordbayerischen Zeitung das noch zögerliche Geschäft anzukurbeln: „Rundfunkgeräte, Lautsprecher und Schallplatten. Lumophon, ,Die Weltmarke', kaufen Sie am besten und zu billigsten Preisen bei der Firma Radio-Vertrieb Fürth, Sterngasse 4. Besichtigen Sie unsere reichhaltige Ausstellung! Kostenlos und unverbindlich wird Ihnen jedes Funkgerät und Lautsprecher vorgeführt. Billigste Preise und beste Bedienung durch unsere Fachleute. Ein sofortiger Besuch ist Ihr Vorteil! Lumophon-Apparate erhalten Sie auf Zahlungs-Erleichterung in monatlichen Raten von Reichsmark 14,10 an.“ Das brachte zwar nicht viele, aber immerhin ein paar Kunden; die Mundpropaganda, insbesondere über die günstigen Preise und den prompten Service, tat ein übriges. Doch noch klingelte die Kasse vorwiegend, wenn Ersatzteile, Batterien, Glühbirnen und Bastelzubehör über den Ladentisch gingen. Dazu kamen mehr und mehr Reparaturen.

Mitte der 30er Jahre begann sich die Wirtschaft zu erholen, die Arbeitslosenzahlen gingen zurück, die Leute konnten sich außer den Lebensnotwendigkeiten auch wieder bescheidene Träume erfüllen. Und dazu zählte für viele ein Radio. Je mehr es gab, desto mehr gingen auch kaputt. Grundig verkaufte, reparierte, stellte einen zweiten Monteur ein, verbrachte die Tage im Geschäft - ab 1934 ein größeres, für Laufkundschaft günstiger gelegenes in der Schwabacher Straße -, die Abende bei Kunden, um auszuliefern, aufzustellen und kaputte Geräte abzuholen. Er informierte sich jährlich bei der Berliner Funkaustellung über die letzten Neuheiten - und hatte das Glück des Tüchtigen. Er profitierte von einem technischen Zwitter: Nürnberg hatte Wechsel-, Fürth Gleichstrom. Wer von Nürnberg nach Fürth zog, oder umgekehrt, dem brannte der Trafo durch. Max Grundig sprang mit beiden Beinen in diese Lücke, stellte Wickelmaschinen auf und versah fortan die durchgebrannten Trafos mit neuen Spulen.

Die Trafo-Kundschaft kam zuerst aus Fürth, dann aus Nürnberg, schließlich bat auch die Konkurrenz, die das Stromgefälle schlicht verschlafen hatte, um Amtshilfe, um defekte Geräte reparieren zu können. Das Geschäft florierte, die Belegschaft wuchs. An den schnell auf acht angestiegenen Wickelmaschinen arbeiteten neue Kräfte, ein Buchhalter, eine Bürohilfe und ein Lehrling wurden eingestellt; auch Max' Schwestern halfen mit und hatten durch den kleinen Betrieb des Bruders ihr Auskommen. Der resümierte 50 Jahre später: „Das mit dem Gleichstrom und mit dem Wechselstrom, das war mein Grundstock.“

 

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Die Geburtsstunde des Rundfunks. Im Berliner Vox-Haus entsteht 1923 das erste deutsche Studio zur Ausstrahlung von Hörfunksendungen

 

Eine Trafo-Reparatur kam auf 16 bis 60 Reichsmark, bald machte der Laden rund 1000 Reichsmark monatlichen Gewinn. Den steckte der junge Unternehmer, auch das ein Rezept seines damaligen und späteren Erfolgs, sofort wieder in den Betrieb. Er kaufte für seine zwei Monteure einen Lieferwagen, Marke DKW. Mit dem tuckerten die beiden durch die Stadt, der eine lieferte Geräte aus, der andere stellte Antennen aufs Dach. Kurz, der rollende Kundendienst kurbelte den Umsatz nochmal kräftig an. Inzwischen war das Jahr 1938 angebrochen, das für Max Grundig in zweifacher Hinsicht zu einem unvergeßlichen werden sollte. Er heiratete ein zweites Mal -  Anneliese Jürgensen aus Flensburg, die für den hart arbeitenden Geschäftsmann die exotische Welt des Theaters verkörperte. Und er machte seine erste Umsatzmillion. Die weckte in ihm den Ehrgeiz, sich nicht mehr nur mit der Existenz eines mittelmäßigen Einzelhändlers zu begnügen, sondern unter die Kleinproduzenten zu gehen.

Der Schritt dahin lag nahe: Warum sollte er, anstatt Trafos nur zu reparieren, nicht gleich neue herstellen ? Der Gedanke war noch nicht zu Ende gedacht, da hatte er in dem für ihn üblichen Tempo bereits Bleche, Spulenkerne und Draht organisiert, die Fabrikation lief an. Und wie! Schon im ersten Jahr verließen 30.000 Kleinsttransformatoren die Schwabacher Straße. Einen neuen Großkunden und damit den entscheidenden Antrieb gewann Grundig durch den Kriegsausbruch 1939. Die Wehrmacht schickte ihre kaputten Geräte zur Reparatur, ließ alte Transformatoren wickeln, orderte neue. Auch als der Inhaber schließlich eingezogen wurde, hielt sein Meister die Produktion aufrecht - ein Glücksfall für die junge Firma.

Glück hatte auch Max Grundig selbst. Nach einem Gastspiel als Obergefreiter in Paris, gelang es ihm mit allen möglichen Tricks Schweijkscher Machart, in die Transportkommandatur nach Nürnberg versetzt zu werden, wo er nachts im Bunker seinen Dienst versah und tags sein Geschäft managte. Um das durchzuhalten, braucht man einen eisernen Willen und eine schier unmenschliche Energie. Aber seine Anwesenheit war dringender nötig denn je. Der näherrückende Bombenkrieg erzwang eine Auslagerung der Produktion.Grundig landete im nahen Dorf Vach, wo er erst zwei, dann drei leere Wirtshäuser anmietete. Dort, im Tanzsaal der „Linde“ und in der Kegelbahn des „Roten Ochsen“, ließ er seine Wickelmaschinen aufstellen. 100 bis 200 defekte Transformatoren waren jetzt das Tagespensum. Die Wehrmacht schickte sie, dazu Radiohändler aus dem ganzen Reichsgebiet.

 

1940

Die deutschen Rundfunksender beginnen mit der Ausstrahlung eines Einheitsprogrammes für das gesamte Reichsgebiet. Die Sendungen dienen zentral der Kriegspropaganda. Nur vormittags dürfen noch regionale Programme ausgestrahlt werden. Der Radio-Vertrieb Fürth wurde zunehmend wichtig, mit der Konsequenz, daß das Wehrbezirkskommando den so unersetzlich gewordenen Max Grundig 1943 UK - unabkömmlich - schrieb. Er konnte seine Kraft wieder ganz seiner Arbeit widmen.

Auf diesen jungen Unternehmer, der sich dazu noch durch raren Pioniergeist auszeichnete, war inzwischen auch die Großindustrie aufmerksam geworden. Durch die Kriegserfordernisse aufs äußerte angespannt, brauchte sie ebenso gute wie verläßliche Zulieferer. So kam sie auf Max Grundig, der 1944 schon mehr als 50.000 Kleintransformatoren in eigener Regie herstellte. Das allerdings, was eines Tages der Elektro-Riese AEG von ihm wollte, überstieg selbst seine, gewiß nicht niedrig angesetzten Maßgaben: fünf- bis zehntausend Transformatoren an einem Tag - unvorstellbar!

Doch Grundig wäre nicht Grundig gewesen, hätte er das Angebot nicht angenommen. Der Auftraggeber stellte Material und Arbeitskräfte, 150 ukrainische Fremdarbeiterinnen, und Grundig produzierte - so gut, daß sich bald schon Siemens mit dem selben Wunsch meldete. Die Aufträge an das hervorragend funktionierende Kleinunternehmen wurden immer diffiziler. Unter primitivsten Bedingungen entstanden jetzt in den fränkischen Dorfwirtschaften kriegswichtige Präzisionsteile, Steuerungsgeräte für die V1- und V2-Raketen, dazu elektrische Zünder für den Panzerschreck.

 

3. Vom Heinzeimann zum Weltklang

Als der Krieg im April 1945 zu Ende war, hatte sich Max Grundig nicht nur als Unternehmer bestens bewährt, sondern auch ein Vermögen von 17,56 Millionen Reichsmark angesammelt. Er war 37 Jahre alt und wußte genau: Er würde seine Maschinen, die jetzt zwangsweise Stillständen, wieder zum Leben erwecken. Er wollte weitermachen, er mußte neu anfangen.

Daß ihm das unerwartet schnell gelang, lag nicht nur an dem Glücksumstand, daß sein Geschäft in der Schwabacher Straße heil geblieben war, sondern auch daran, daß er die ukrainischen Mädels immer gut versorgt hatte. Wie Konstantin Prinz von Bayern in seiner Biographiensammlung Die großen Namen dem Max Grundig nachrühmt, hatte er für seine Zwangsarbeiterinnen immer freundliche Worte und Blicke und, „was noch wichtiger für sie war, immer Brot.“ Sie revanchierten sich, indem sie „ihre“ Firma bewachten, Maschinen und Materialbestand vor Übergriffen schützten und so dem deutschen Fabrikanten Hab und Gut retteten.

Mit Handkarren schaffte Grundig seine Werkzeugmaschinen und Vorräte im Frühjahr 1945 zurück nach Fürth, und schon im Juni konnte er weiter am Erfolg wickeln. Seine neuen Kunden waren Gis, die der Nürn- berg-Fürther Gleichstrom/Wechselstromfalle hilflos ausgeliefert waren. Kaputte Trafos und Sicherungen zuhauf. Max Grundig krempelte die Ärmel hoch, besann sich auf seine alten Tugenden und legte los. Schneller als andere hatte er den Schock der Niederlage und Unsicherheit überwunden. Als einer der ersten hatte er begriffen, daß in der angebrochenen Stunde Null auch alle Möglichkeiten des Aufstiegs lagen, wenn man sie nur erkannte und nutzte.

 

1945

Die Firma Radio-Vertrieb Fürth reparierte wie in ihren besten Tagen, wickelte Transformatoren, zauberte aus zwei kaputten Radios ein funktionierendes. Dafür gab’s immerhin eine ganze Stange Lucky Strikes. Machte umgerechnet 700 bis 1000 Reichsmark, je nach Kurswert auf dem Schwarzen Markt. Denn bezahlt wurde jetzt in Naturalien, bevorzugt in Zigaretten, die gegen benötigte Ersatzteile und Lebensmittel getauscht wurden. Amerikanischer Tabak bestimmte die Währung und verhalf Max Grundig, bei dem sich die Amerikaner, ihre kaputten Radios unterm Arm, die Klinke in die Hand gaben, zu einem Leben ohne materielle Sorgen.

Andere hätten sich damit vielleicht zufrieden gegeben, hätten den satten Bauch gepflegt und sich des Erreichten gerühmt. Nicht so Max Grundig. Er wollte mehr, er wollte Radios machen. Und dieses Ziel, das er schon mit sechzehn hatte, ging er jetzt an. Hartnäckig, konsequent und entschlossener denn je - zumal ihn auch die Tauschhändler drängten, nicht nur Hilfsmittel für den Radiohandel zu produzieren, sondern komplette neue Radiogeräte zu bauen, um Ersatz für die vielen von der Besatzungsmacht beschlagnahmten Empfänger zu beschaffen. Die alte Rundfunkindustrie war völlig ausgeschaltet; die Betriebe der altrenommierten Firmen wie Telefunken, Blaupunkt, Graetz, Schaub, Loewe und Mende lagen zu 80 Prozent in Berlin oder in Mitteldeutschland, waren dort demontiert oder enteignet worden und faßten in westdeutschen Ausweichquartieren nur langsam Fuß. Im größten konzernfreien westdeutschen Rundfunkwerk Saba in Villingen hatten sich französische Besatzungssoldaten eingenistet.

Fazit: Funktionierende Rundfunkgeräte waren absolute Mangelware, doch die Menschen, nach Entbehrungen und Bombennächten ausgehungert nach ein bißchen Zerstreuung, sehnten sich nach Ablenkung vom tristen Alltag. Und die konnte ihnen das Radio bieten, preiswert und bequem. Dazu endlich wieder die Verbindung zu einer Welt jenseits von Trümmerhaufen, Ruinen und Bezugsscheinen. Noch waren da allerdings die Alliierten und ihre Bestimmungen. An ihrem „No“ scheiterten Max Grundigs erste Radio-Ideen, „Floh“ und „Gnom“, einfache Einkreiser, die ihm ein damals stellungsloser Rundfunkingenieur konstruiert hatte. Als Trostpflaster blieb der Umzug in eine stillgelegte alte Spielwarenfabrik, wo die aus allen Nähten berstende Firma endlich Raum genug fand, und ein neuer Verkaufshit: Meßgeräte, die zur Reparatur heilgebliebener Kriegsradios dringend gebraucht wurden. Als die anderen Radiohändler mit zunehmend hilflosem Achselzucken nicht mehr ein noch aus wußten, wie der Flut der Funkveteranen Herr zu werden, hatte Max Grundig wieder mal die richtige zündende Idee im richtigen Moment. Er baute das Röhrenprüfgerät „Tubatest“ und das Fehlersuchgerät „Novatest“, landete damit einen absoluten Bestseller und war sich dennoch sicher, daß dies nur eine, wenn auch lukrative, Zwischenstation auf dem Weg zum selbstgesteckten Ziel sein konnte.

Wie er das trotz der bürokratischen Schranken erreichen konnte, das beschäftigte ihn weit mehr als die Tatsache, daß seine Belegschaft inzwischen auf 42 Köpfe angewachsen war, die bereits im Dezember 1945 Geräte im Wert von 68.000 Reichsmark fabrizierten. Ein Jahr später hatte er es gefunden, das Ei des Kolumbus. Hatte einen Geniestreich ausgeknobelt, der ihn geradewegs in den Olymp der Unterhaltungselektronik führen sollte.

 

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Das Ganze war so einfach, daß sich jeder, der nicht darauf gekommen war, die Haare raufen mußte: Das Radio sollte ein Spielzeug werden, und das herzustellen und zu vertreiben, konnte ihm niemand verbieten. Das zu kaufen, brauchte man auch keinen Bezugsschein.

 

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Max Grundigs inzwischen legendäre Idee war der „Heinzelmann“, als Baukasten de jure ein Spielzeug, de facto ein Radio. Die Montage war so einfach, daß auch technisch unbegabte Käufer den Heinzelmann in kurzer Zeit zusammenbasteln konnten; nur die Röhren mußten beim Händler separat erworben werden.

Damit waren die US-Vorschriften unterlaufen. Was er jetzt noch brauchte, waren zwei fähige Mitstreiter, die er schnell fand: den ehemaligen Telefunken-Elektroingenieur Hans Eckstein, der die Pläne fertigte, und Otto Siewek, der die Vertriebsorganisation aufbauen sollte (später Grundigs Generaldirektor). Max Grundig selber übernahm den schwierigsten Part: Er beschaffte das Material. Die AEG schuldete ihm noch 4,5 Millionen Reichsmark und bezahlte mit Kupferdrahtrollen, Siemens stand noch mit 6,5 Millionen in der Kreide und lieferte dafür 200 Tonnen Bleche. Oft waren die Umstände auch mehr als abenteuerlich. Die Kunststoffdämmung etwa bestand aus der sogenannten Füllmasse ausgeschlachteter Bomben-Blindgänger. Das gelbe Zeug, das tonnenweise abfiel, wurde schwarz eingefärbt und als Kunststoff für den Heinzelmann-Bausatz verwendet.

  

1946

Am 10. August 1946 wurde die Radio-Produktion bei Grundig amtlich. Die Landesstelle für Eisen und Metalle in München erteilte eine vorläufige Betriebserlaubnis für „Rundfunkgeräte-Baukästen“, im Oktober verließen die ersten Heinzeimänner die nun zur regelrechten Fabrik angewachsene Firma: insgesamt 75 Stück, die Front wahlweise in Eiche oder Nußbaum, das Allstromgerät zu 176, das Wechselstromgerät zu 189 Reichsmark. Bis Jahresende war die Zahl auf 391 angewachsen, das bedeutete: In rund 400 Familien war der Kontakt zur Außenwelt wiederhergestellt. Gab’s Musik, Unterhaltung, Information aus dem Äther. Man konnte wieder „feindliches Ausland“, Jazz und BBC hören. Grundig wußte, was das für die Menschen bedeutete: „Ich mußte Radios bauen. Die besten. Die billigsten. Die Leute brauchten Radios.“

Und wie. Kaum fertiggestellt, wurden ihm die Heinzelmänner schier aus den Händen gerissen. Denn mittlerweile hatte Grundig in vielen Teilen Westdeutschlands wendige Händler, die sich auf dem Schwarzmarkt auskannten, als Werksvertreter installiert. Auf dem Zenit der damit begonnenen Weltkarriere erinnerte er sich: „Was bis zum Abend fertig war, ging noch am selben Tag raus. Viele Händler holten die Baukästen selber ab. Da wurde bar bezahlt, und an manchen Tagen hatten wir soviel Geld eingenommen, daß wir es abends gar nicht zählen konnten. Dafür war keine Zeit. Die Scheine kamen einfach in eine große Kiste.“

Auch die Presse wurde jetzt auf den Tüftler in Franken aufmerksam. In der führenden Fachzeitschrift Funkschau erschien im Januar 1947 ein überschwenglicher, ganzseitiger Artikel, der der Firma RVF, Fürth, einen „für die Rundfunktechnik neuen, erfolgreichen Weg“ bescheinigte. Besonders hervorgehoben wurde, daß sich durch die sorgfältig entwickelte Schaltung „bei sparsamster Materialanwendung Höchstleistung erzielen lassen. So wurde unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Markdage bewußt auf jedes irgendwie nicht erforderliche Einzelteil verzichtet.“ Und weiter hieß es: ,,... läßt sich die Einzelmontage in wenigen Minuten bewerkstelligen.“

Trotz des nicht zu bremsenden Booms mit dem Erfolgsmodell - in einem Jahr wurden insgesamt 12.000 Stück des Heinzelmanns abgesetzt -, kannte Max Grundigs Unrast keine Pause. Eine Notiz in den Nürnberger Nachrichten vom 12. Januar 1946 hatte ihm Hoffnung gemacht, endlich ein komplettes, ein „richtiges“ Radio bauen zu können. „Die Tausende und Abertausende von Hörrn in Stadt und Land“, hieß es dort, „die Tag für Tag ihre nicht mehr funktionierenden Rundfunkgeräte nur mit stillem Ingrimm und einem Seitenblick auf das Beil ansehen können, wird es zwar nicht trösten zu hören, daß in der amerikanischen Zone allein von etwa zweieinhalb Millionen in Gebrauch befindlich gewesenen Apparaten nur noch ca. 500.000 Stück einwandfrei arbeiteten. Denn gemeinsames Leid ist hier leider nicht geteiltes Leid ...

Aber es zeigt sich schon ein Silberstreifen am Horizont. Aus Stuttgart kommt die erfreuliche Kunde, daß für das Jahr 1946 die Fabrikation eines Drei- bis Vier-Röhren-Einheitempfängers für die amerikanische Zone vorgesehen ist, der in einer Auflage von 150.000 Stück auf den Markt kommen soll. Zwei Drittel davon sind für die Zivilbevölkerung bestimmt.“ Grundigs Ehrgeiz war geweckt, bei diesem Geschäft wollte er ganz vorne dabei sein, seinen Vorsprung vor den etablierten Firmen nutzen. Im Kopf des Fürther Radio-Pioniers tackerte es. Heftig und unaufhörlich. „Wie steht es mit der Entwicklung des nächsten Gerätst“, fragte er im September desselben Jahres bei seinem Ingenieur Hans Eckstein nach, als dieser noch mitten in den Feinheiten des Heinzelmann-Konzepts steckte. Mit diesem nächsten Gerät wollte Max Grundig den großen Wurf landen. Hier lag der unternehmerische Folgemarkt. Mit 5000 Supergeräten, dem „Weltklang“, wollte er dort einsteigen.

 

1948 

In Bayern wird ein Gesetz zur „Errichtung und die Aufgaben einer Anstalt des Öffentlichen Rechts" erlassen und damit der Bayerische Rundfunk gegründet. Der Sender übernimmt die Aufgaben und die Technik von „Radio München". Während ringsum angesichts der galoppierenden Inflation die Unsicherheit wuchs und in gleichem Maß die Bereitschaft zu investieren sank, ließ sich Max Grundig davon nicht beirren. Er produzierte, stellte Leute ein, produzierte, stellte noch mehr Leute ein. Ende 1947 waren es bereits 291, die sich in den vier Stockwerken der ehemaligen Spielzeugfabrik auf die Füße traten.

Der erreichte Jahresumsatz von vier Millionen Reichsmark erlaubte es Grundig, endlich das bei der Stadt längst monierte größere Grundstück einzuklagen. Er bekam es, auf dem Gelände einer ehemaligen Heilquelle an der Stadtgrenze zu Nürnberg, Kurgartenstraße 37. Dort wurde am 3. März 1947 der erste Spatenstich für den späteren Grundig-Konzern gefeiert, bereits im September zogen - nachdem der Chef persönlich beim Bau der sechs Steinbaracken kräftig mit Hand angelegt hatte - die ersten 280 Mitarbeiter um, und schon einen Monat später begann die Produktion des „Weltklang“ mit drei Wellenbereichen, Vollsichtskala, Gegenkopplung, Schwungantrieb und Vier-Watt-Orchesterlautsprechern - ein Traumradio für Millionen.

Die Konkurrenz kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was auch immer sie plante, Grundig war schneller. Mit Urgewalt brach er buchstäblich in eine Industriegruppe ein, die ihre wohlverdienten Rechte durch eine Überfülle von nationalen und internationalen Patenten abgesichert hatte. Bis zur Währungsreform im Juni 1948 hatte er bereits 1316 „Weltklang“ auf den hungrigen Markt geworfen - für rund 500 Reichsmark. Denn dieser Max Grundig hatte gegenüber den großen etablierten Firmen einen entscheidenden Vorteil. Hatten diese den Krieg überstanden, mußten sie sich mit veralteten Fabriken abplagen, mit überholten Maschinen, mußten sich erst einmal völlig umstellen. Das kostete Zeit und Geld und machte sie schwerfällig. Max Grundig hatte solche Hypotheken nicht als Klotz am Bein. Er fing von vorn an, setzte von Beginn an auf neue Fabrikationsmethoden, war fix, flexibel, und er steckte jede verdiente Mark wieder ins Unternehmen. Er brauchte keinen Aufsichtsrat zu fragen, er mußte keinen Teilhaber zufriedenstellen - er war absolut unabhängig. Wie das gelang, dafür hatte er eine einfache Erklärung: „Ich rührte keinen Backstein an, den ich nicht selbst bezahlen konnte. Ich brauchte kein fremdes Geld.“

Wie wahr. Denn noch immer lebte nicht nur Grundig mehr oder weniger vom Tauschhandel. Den größten Coup brachte ihm ein französischer Offizier ein. Der erschien eines Tages in Fürth, orderte 3000 Heinzel- mann-Baukästen - und bezahlte mit 30 Millionen schwarzer Zigaretten und 5000 Kisten Tabak. Die Transaktion erforderte einen Sattelschlepper; um die heißen Dinger lagern zu können, mußte eine Scheune angemietet werden. Doch dort lagerten sie nicht lange. Eingetauscht erbrachten sie 30 Waggons Kohlen, abzuholen am Nürnberger Rangierbahnhof, auf den allerdings die Behörden ein scharfes Auge hatten. Das drückten sie nur zu, wenn sie an dem Deal beteiligt wurden. 10 Waggons für die Stadtverwaltung, 10 Waggons fürs Krankenhaus, die restlichen zehn konnte Grundig dann ganz legal für sich behalten. Der freilich brauchte im Moment weit dringender als Kohle Zement, um sein neues Werk in der Kurgartenstraße voranzutreiben. Der Kurs stand 1:1. Für einen Waggon Kohle einen Waggon Zement. Aber auch da mußten die städtischen Mitwisser zum Stillhalten verdonnert werden. Das kostete fünf Waggons für den Bauhof in Fürth, mit den restlichen fünf baute Grundig als wahrer Hans im Glück seine erste Fabrik.

Das Geld, das er dort investierte, war gut angelegt, denn über Nacht war die Mark nur noch zehn Pfennig wert. Die Währungsreform am 20. Juni 1948 bescherte jedem Bürger ein bescheidenes Startkapital von 40 DM, der lange gelähmten Wirtschaft aber gab sie endlich den Startschuß, richtig loslegen zu können. Das hatte Max Grundig zwar schon vorher getan, doch nun, nachdem er auch die Firma von RVF auf Grundig Radio Werke GmbH umgetauft und endlich mit seinem Namen identifiziert hatte, zog er wie eine Lokomotive allen davon. „Ohne die freie Marktwirtschaft, also ohne die Freiheit des Unternehmers wäre mein Erfolg undenkbar gewesen“, gab er Jahre später in einem ZDF-Interview zu Protokoll.

In den Gründerjahren hatte er zum Philosophieren wenig Zeit. Er parierte und agierte, ganz nach den gebotenen Chancen. Und die lagen offen. Die Mangelware Rundfunkgeräte war so verlockend, daß große Familien schon in den ersten Wochen nach dem Währungsschnitt ihre Kopfquoten zusammenlegten und sich als erste größere Neuanschaffung einen Grundig-Apparat leisteten.Am 23. März 1949 hatte er den 100.000sten Heinzelmann hergestellt, 800 Beschäftigte standen in 25 Werkhallen und Verwaltungsgebäuden bei ihm in Lohn und Arbeit, er war mit 20 Prozent Marktanteil größter Radiofabrikant der Republik. Längst war er der Tempomacher, und das bereitete ihm sichtlich Spaß. Die Geister, die er selbst gerufen hatte, wurde er nun nicht mehr los, wollte sie gar nicht loswerden, zumal der Erfolg auf seiner Seite war: Zum wahren Publikumshit entwickelte sich der lange anvisierte Heinzeimann-Nachfolger: der 4-Röhren-Super „Weltklang", nach damaligen Begriffen das erste Gerät, das sich optisch mit seinem Holzgehäuse von den primitiven Kriegs und Nachkriegsfabrikaten aus Bakelit abhob und schon allein aus diesem lapidaren Grund bedeutend mehr Anklang fand als ein ähnlich leistungsfähiges Gerät, das mehrere alte Firmen gemeinsam herausbrachten: ein Super mit Kunststoffgehäuse.

 

1950

Der Bayerische Rundfunk beginnt mit der Ausstrahlung von UKW-Sendungen. Die Empfangsqualität wird damit wesentlich verbessert. Die Programme werden aber gleichzeitig auf Mittelwelle ausgestrahlt, da viele Geräte keinen UKW-Empfang besitzen.

Gab es in der schnell durchorganisierten Maschinerie dennoch Pannen, wußte der Firmenchef sie auf seine Weise zu beheben. Das geschah, als sich eines der ersten fünf Modelle, der Grundig-Typ 268, als ausgesprochener Versager herausstellte. Es hagelte Reklamationen. Wütend riß Grundig daraufhin in seiner Rundfunkgeräte-Fabrik den Riemen von der Transmissionsscheibe. Dann schloß er den Leiter des Entwicklungslabors Hans Eckstein und die Techniker, die den Fehler verschuldet hatten, in ihre Arbeitszimmer ein und verlangte von ihnen binnen kürzester Frist ein fehlerfreies, pannensicheres Gerät. Um sie bei Kraft und Laune zu halten, ließ er ihnen durch ein Fenster üppige Mahlzeiten reichen, begleitet von einer seiner Standard-Redensarten, die noch oft zitiert werden sollte: „Dös alles von meim Gold." Die Klausur erwies sich als wirksam: In drei Tagen hatten die Techniker den Typ 268 zur Zufriedenheit ihres rabiaten Chefs umkonstruiert.

Max Grundig war jetzt 40 Jahre alt, im besten Unternehmeralter. Dazu eine wahre Ideenfabrik, aus der es nur so sprudelte, ein knallharter Rechner, ein fanatischer Arbeiter und besessen von einer Mission: Er wollte die junge Republik zu einem Radioland machen. Sein Rezept war einfach. Es hieß - wie später bei der japanischen Konkurrenz - billige Massenproduktion. Geräte zum erschwinglichen Preis, bei ständig verbesserter Qualität, mit immer neuen technischen Raffinessen und von jener schaurig-protzigen, klobigen Schönheit, für die die Nachkriegsdeutschen ihr Herz entdeckt hatten. Damit überschwemmte er den Markt.

Der Name Grundig wurde zu einem Begriff. Das legendäre „magische Auge“, die erste elektronische Frequenzanzeige, wurde sein Markenzeichen, trug dazu bei, daß er im Bekanntheitsgrad bald alle etablierten Konkurrenten überrundet hatte. Kaum eine Wohnstube, in der nicht ein Radio vom Typ „Weltklang“ stand, kein Freibad, kein Campinplatz, auf dem nicht das erste deutsche Kofferradio Grundig-„Boy“ plärrte, kaum eine Sekretärin, die Grundigs legendäres Diktiergerät „Stenorette“ nicht kannte, kein HiFi-Freak, der sich nicht um das stoffbespannte Radio „Zauberklang“ mit „Wunschklang“-Register gerissen hätte, einen jener Kästen mit elfenbeinfarbenen Drucktasten, zu deren erfolgreicher Betätigung es vor allem eines stabilen Fingers bedurfte. Und wer auf sich hielt, der wollte unter den ersten sein, die 1957 ihr Zuhause mit dem krummbeinigen „Stereo- Konzertschrank 7025“ aufwerteten, der zwingenden musikalischen Ergänzung zum Nierentisch.

Auch Der Spiegel konnte jetzt nicht mehr an dem Selfmademan aus Fürth vorbeisehen. „Wenn er sich gegenüber der erstarkenden Konkurrenz mit dem Glanz alter Namen behaupten wollte“, fand Deutschlands renommiertes Nachrichtenmagazin heraus, „mußte er zwei Aufgaben meistern: Die Geräte mit dem traditionslosen Namen Grundig mußten technisch höher gezüchtet werden als alle übrigen deutschen Fabrikate; und sie mußten billiger sein oder zumindest preisgünstiger erscheinen.“ Man konnte in der Hamburger Redaktion allerdings auch nicht umhin, dem Newcomer Respekt zu zollen: „Grundigs Eifer auf technischem und verkaufspsychologischem Gebiet spornte auch die anderen Firmen an. Sobald sie ihm auf den Fersen waren, griff er zu einem Abwehrmittel, das die Konkurrenten als sehr unangenehm empfanden: Er senkte die Preise und tat das in Etappen so oft, daß er den Verbrauchern demonstrierte, wieviel Luft noch in den Kalkulationen der Firmen steckte.“ Soweit ein Vorgriff auf ein Jahrzehnt, das für die Bundesrepublik das alles überrollende Wirtschaftswunder bedeutete, für Max Grundig als Günstling, Schrittmacher und Wunderkind der freien Marktwirtschaft den Gipfelsturm zur unternehmerischen Spitzenposition, zur Nummer eins der deutschen Unterhaltungsindustrie.

 

4. Max Grundig wird führend in der Radiobranche

1948 stand Max Grundig noch in den Startlöchern - allerdings mit den besten Empfehlungen für den Titelgewinn. Die schon erwähnte Funkschau, die seit dem Heinzelmann-Coup den findigen Kopf aus Fürth fest im Auge behielt, fand im August diesen Jahres erneut Anlaß, ihn ins Blatt zu heben: „Kenner des deutschen Marktes haben dem ,Weltklang‘-Super (einem gegenüber der Erstausgabe inzwischen verbesserten Modell mit Sechskreis-Hochleistung und vier Wellenbereichen) einen guten Start vorausgesagt. Sie ahnten jedoch nicht, daß dieser Super nach Aufhebung der Gerätebewirtschaftung einen geradezu sensationellen Erfolg haben würde, der in erster Linie auf die ausgezeichneten Eigenschaften des Geräts, aber auch auf den in dieser Klasse vorteilhaften Preis zurückzuführen ist.“

Unter eher lokalem Aspekt sahen die Nürnberger Nachrichten das Phänomen, das sich am Fürther Stadtrand ereignete: „... vor allem der Absatz an Radios durch die Fürther Betriebe gewährleistet, daß diese Industrie auch künftig als einzige Arbeitskräfte einstellt.“ 65o waren es bereits, die den steigenden Bedarf an Grundig-Heinzelmännern und -Weltklang sicherstellten. Die ersten Kunden-Rückmeldungen wurden zur Erfolgsbestätigung: „... bin mit dem Heinzeimann sehr zufrieden. Der Lautsprecher ist hervorragend. Diesen weichen und doch vollen Ton findet man selten bei einem Gerät“. „... bin von der Trennschärfe und Klanggüte Ihres Heinzeimann begeistert“. „... der Heinzeimann, in Ausführung sowie Empfang eine Glanzleistung“ .

Mit dem Jahr 1948 waren für Max Grundig und sein Werk alle Dämme gebrochen. Die freie Marktwirtschaft gab ihm endlich den Spielraum, sein ganzes unternehmerisches Talent, seine ganze Verve auszuspielen. Zielbewußt, mit untrüglichem Gespür für die Realitäten des Marktes, mit ungestümem Elan und ökonomischer Phantasie ging er seinen Weg, der ihm immer wieder auch schwere Entschlüsse abverlangte. Das betraf vor allem seine meist unkonventionellen Geldbeschaffungspraktiken. „Es waren während des Aufbaus oft Maßnahmen nötig, die nach heutiger Sicht neben dem Gesetz lagen“, konzidierte er selbst in der Rückschau. Nach der „goldenen Bilanzregel“ freilich wäre der Wiederaufbau gewiß nicht so rasch vonstatten gegangen. Doch der Erfolg rechtfertigte alle Winkelzüge. „In einem geradezu amerikanisch anmutenden Tempo“, wunderte sich die Medienfachwelt, „wurden nach Kriegsende die Grundig-Werke aufgebaut.“

Staunend, fassungalos und beeindruckt verfolgte die Öffentlichkeit diesen in der deutschen Nachkriegsgeschichte beispiellosen Griff aus den Trümmern nach den Sternen - vorangetrieben durch die nie erlahmende Initiative eines Mannes: Max Grundig. Die Währungsreform war gerade mal neun Monate alt, da konnte er sich bereits das Prädikat „größter westdeutscher Radiohersteller“ ans Revers heften. 12.000 Radiogeräte wurden im Monat produziert und mußten 84 Prüfungen durchlaufen, um den Grundig-Qualitätsmaßstab zu erfüllen. Fast alle Einzelteile wurden selbst gefertigt. Fünf eigene Lastzüge fuhren pro Woche 6000 Kilometer, um die Händler zu beliefern. Das Werksgelände war auf 12.500 Quadratmeter angewachsen.

Ein unglaublicher Aufschwung, den Max Grundig so wohl selbst nicht für möglich gehalten hatte. Sobald sich die Großindustrie neu etabliert haben würde, so seine Befürchtung, werde man ihn als Nachkömmling schnell ausmanövrieren. Inzwischen hatte die harte Schlacht begonnen. Gleich Grundig hatten sich 200 neue Fabrikanten in der westdeutschen Rundfunkbranche angesiedelt, darunter passionierte Bastler und Leute mit abenteuerlichen Vorstellungen vom Konkurrenzkampf, der bald in äußerster Schärfe losbrach. Er lichtete die Reihen der Produzenten in den folgenden Jahren derart, daß nur noch 35 übrigblieben. Doch während das Gros der Newcomer und einige alte Firmen liquidieren mußten, arbeitete sich Grundig bis zur Spitze der Branche vor.

Dabei kam ihm sein ausgeklügeltes Vertriebssystem sehr zustatten. Um auch bei Absatzstockungen oder Fehlfabrikaten kein Risiko eingehen zu müssen, vertrieb Grundig seine gesamte Produktion, wie schon in den Jahren vor 1948, weiterhin vorwiegend über sogenannte Werksvertreter. Zehn waren es 1950, und jeder von ihnen mußte sich vertraglich verpflichten, eine bestimmte Quote der laufenden Grundig-Produktion abzunehmen und innerhalb einer vorgeschriebenen Zeit (erst 30, später 45 Tage) bar zu bezahlen. Trotz dieser Vertragsklauseln war das Vertriebsmonopol für die konzessionierten Grundig-Monopolisten ein lukratives Geschäft: Der Boß gewährte ihnen 45 Prozent Händlerrabatt, von dem sie allerdings nach eigenem Ermessen einen Teil an die Einzelhändler abgeben mußten. Kritisch wurde die Situation für sie paradoxerweise, als das florierende Unternehmen seine Produktion vervielfachte, was auch ihre Abnahmequoten in die Höhe trieb.

Oft mußten sie die Geräte nun an die Einzelhändler verschleudern, denn der Unternehmer Grundig drang, unbeeindruckt von ihren Schwierigkeiten, auf Abnahme der vollen Quoten. Obwohl er die Werksvertreter mitunter für ungewöhnliche Hilfsleistungen in Anspruch genommen hatte: Noch war die Kapitaldecke seines schnell gewachsenen Unternehmens trotz des prompten Warenumschlags und des schnellen Geldrückflusses zu kurz. Oft war es fraglich, ob Betriebskosten, Wareneinkäufe, Investitionen und Steuern termingerecht bezahlt werden konnten. Da ihm die Banken - außer der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank - kein Geld leihen wollten, weil er ihnen nicht kreditwürdig genug war, fand der ehrgeizige Jungunternehmer den Ausweg mit den Wechselakzepten, die er sich von den Werksvertretern aushändigen ließ.

Die mit den Akzepten versehenen Wechselformulare ließ er sich bei der Bayerischen Hypo diskontieren, das heißt in Bargeld auszahlen. Daß es sich dabei um Wechselmanipulationen handelte, geht aus einem Beruhigungsschreiben hervor, das die Bank an einen verschreckten Werksvertreter richtete: „Die schriftliche Zusage (des Bankinstituts), daß es den Werksvertreter aus den Wechselbeziehungen nicht in Anspruch nehmen wird, dürfte die unbedingte Gewähr bieten, daß sie eingehalten wird ..." „Jeder von uns“, sagte zehn Jahre später Grundigs Kölner Werksvertreter, „mußte 1949 Akzepte für Wechsel über 20.000 bis 30.000 Mark geben.“

 

1951

Daß das reichlich unorthodoxe Finanzgebaren - von Grundig zur „rationellen Finanz- und Steuerpolitik“ abgewiegelt - den zuständigen Behörden über kurz oder lang sauer aufstoßen würde, war nur eine Frage der Zeit. Die war gekommen, als sich im Fürther Finanzamt der Eindruck verdichtete, die Sache anfechten zu müssen. Wütend beschwerte sich daraufhin der Firmenchef über die lästigen Recherchen der fiskalischen Betriebsprüfer: Sollte die Schnüffelei nicht aufhören, sehe er sich gezwungen, einen Teil der Belegschaft zu entlassen. Als das nichts nützte, griff er in seine allzeit parate Trickkiste, Bauart Schlaumeier, die ihm schon wiederholt aus der Patsche geholfen hatte. Er warb der Prüfungskommission kurzerhand ihren eifrigsten Schnüffler ab, der mit seinen profunden Steuerkenntnissen fortan Grundig im Gezänk mit dem Finanzamt beistand.

Doch schon bedrohte ein neuer Unruheherd die Erfolgsstory des jungen Unternehmens: Die genervten Werksvertreter probten den Aufstand. Sie verschworen sich auf einer Konferenz in Rüdesheim 1953, die ihnen aufoktroyierten unelastischen Verträge nicht länger hinzunehmen. Allerdings ohne Erfolg. „Grundig konnte damals oft brutal sein“, umschrieb einer der gescheiterten Rebellen die Unnachgiebigkeit des Konzernherrn, die einigen die Existenz kostete. Sie mußten wegen Zahlungsschwierigkeiten ihre Firmen liquidieren, darunter auch sein eigener Schwager. Auf dem Gewaltmarsch zur wirtschaftlichen Macht rollten zwar Köpfe, doch für Grundig, der jetzt den Vertrieb umstrukturierte und auf die neu gegründete Grundig Verkaufs-GmbH übertrug, heiligte der Zweck die Mittel. Und der Zweck war für ihn einzig und allein sein prosperierendes Unternehmen.

Das dirigierte er vor allem aus dem Bauch - ohne Rücksicht auch auf die eigene Person. Ohne ihn ging in der Firma gar nichts. Jeden Abend nach sieben trommelte der Firmenchef seine engsten Mitarbeiter zusammen und brütete mit ihnen die Pläne aus, die ihm auch in der zweiten Phase des Aufstiegs den Erfolg sichern sollten. Selbst die scheinbar unbedeutendste Fertigung mußte von ihm abgesegnet, und wenn sie seiner Vorstellung nicht entsprach, wieder und wieder vorgelegt werden, bis er sein Placet gab. Gefiel ihm etwas nicht, griff er zum Stift und zeichnete die Entwürfe einfach um. Er nahm die kleinste Bedienungsanleitung, deren Bürochinesisch nur zum Wegwerfen taugte, mit nach Hause und schrieb sie um. Er testete seine Führungsleute, ob sie imstande waren, die Geräte des Hauses mit links zu bedienen.

Bereits damals eignete er sich eine „Marotte“ an, die zum Signum werden sollte. Mitarbeiter erinnerten sich: „Während bei einer Besprechung über Vertriebsfragen diskutiert wurde, tastete er mit der rechten Hand unvermittelt über einen neben ihm stehenden Radio-Super. Plötzlich hielt er inne, stellte fest ,Die obere Kante geht nicht. Die ist zu hart. Das muß geändert werden' und schrieb den Namen des Gehäuse-Entwerfers auf eine Din-A-5-Seite.“ Diese „Rücksprachezettel“ waren gefürchtet. Für die, die dort landeten, gab es kein Entrinnen. Denn Schlamperei und Unprofessionalität fanden keine Nachsicht. Für den Perfektionisten Grundig wurden diese Notizen zu seinem formatierten Gedächtnis. Er schrieb jeden Vorgang, jede Frage, jeden Einfall mit einem seiner legendären Rotstifte auf, um sie dem Vergessen zu entreißen. „Vergessen“, meinte er, „ist tödlich.“ Mit diesen Din-A-5-Gedächtnisstützen organisierte er seine eigene Unrast. Sie wurden zum Rückgrat seiner Konzern-Strategie, die trotz des rasant wachsenden Mitarbeiterstabs in der straff organisierten Firmenzentrale immer eine One-Man-Show blieb.

 

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Straff organisierte One-Man-Show: Max Grundig im Kreis seiner Führungskräfte

 

Er allein war es auch, der sich bereits in den Anfangsjahren eine schlagkräftige Verkaufsstrategie einfallen ließ: das Jedermann-Radio“ zu „Jedermann-Preisen“, mit einem großzügigen Teilzahlungssystem für Groß- und Einzelhändler - ganz im Sinne des Wirtschaftsministers in Bonn, Professor Ludwig Erhard, der einmal des damals noch kleinen Radiohändlers Nachbar war, bevor er den Turbolader seines Wirtschaftswunders zur Kenntnis nahm und ihn nach einem ersten Besuch in der Kurgartenstraße im Dezember 1949 regelmäßig traf. Die Sonntagsvormittagsgespräche bei einem Bocksbeutel Frankenwein und dicken Zigarren wurden zur festen sporadischen Einrichtung. Für Gerüchteköche ein gefundenes Fressen: Erhard mußte der Sponsor des Fürther Musterkonzerns sein!

Der erste war er auch mit dem schon Ende 1949 fabrizierten Kofferradio - wieder mal exakt zum richtigen Zeitpunkt. Denn mit Vespas, später mit Isettas, Gogo- mobils und VW-Käfern begannen sich die Deutschen langsam wieder zu motorisieren, machten Wochenendtrips und entdeckten das Camping. Das Kofferradio war bei diesem Freizeitvergnügen das Tüpfelchen auf dem I,

Mit dem ersten Musikschrank („das Edeltonmöbel für den Musikfreund“) bot Grundig den lange vermißten Hauch von Luxus an.

 

1953 

Die auf inzwischen 1600 angewachsene Belegschaft produzierte nun bereits eine ganze Baureihe, die Grundig populär die „Kleeblatt-Serie“ taufte. Den Namen hatte er sich von der Stadt Fürth entliehen, die ein Kleeblatt im Wappen führt, und von der SpVgg Fürth, womit auch das Herz aller Fußballbegeisterten gewonnen war. Ein publicitywirksamer Reklametrick, zumal Grundigs Frau Anneliese den Fürther Fußballern zum Dank für die Patenschaft im Stadion funkelnagelneue Kofferradios überreichte. Überhaupt: Der Fuchs aus Franken wußte, wie er die Massen begeistern konnte. Mehr und mehr führte er dem staunenden Publikum vor, wozu sein potentes Unternehmen in der Lage war - auch da immer allen anderen mehr als nur einen Schritt voraus.

Noch ehe die großen Messen des Jahres 1950 Gelegenheit zur Neuigkeiten-Schau boten, hatte er sich bereits eine eigene rollende Funkausstellung zugelegt: einen hellblauen Ausstellungswagen, zehneinhalb Meter lang, zehn Tonnen schwer - ein mobiles Schaufenster, das mit einem mikrophonbewaffneten Sportreporter kreuz und quer durch die Republik kurvte, stets heftig umlagert von Schaulustigen - ob auf der Kieler Woche, auf der Gartenschau „Planten und Bloomen“ in Hamburg, bei Fußballspielen oder Wintersportereignissen. „Ein stolzer Künder Fürther Unternehmungsgeistes und Industriefortschritts“ titelte die Presse in hehren Worten, und Max Grundig hatte wieder einmal bewiesen, daß er die Nase im Wind und das Ohr am Volk hatte. Bestätigt wurde ihm das Ende 1950 von der Fachzeitschrift Radiohändler. „... aus den beiden Voraussetzungen - zuverlässige und von ihrer Arbeit begeisterte Mitarbeiter und dem unbändigen Willen des Chefs, das Höchste zu erreichen - entstand jene magische Kraft, die Grundig-Radio so schnell emporwachsen ließ. Max Grundig ... ist es gelungen, das unverwüstliche deutsche Kapital an Ideen und Arbeitskraft in seinem Werk zu aktivieren.“

Max Grundig, der Großindustrielle, wie er neuerdings tituliert wurde, verfügte am Ende des Jahres 1950 über Europas größte Spezialfabrik für Rundfunkgeräte. Sein Jahresumsatz betrug unvorstellbare 44 Millionen DM, die Belegschaft war astronomisch auf 3005 - um 1400 in einem Jahr! - geklettert, der Export innerhalb Europas, nach Asien, Afrika und Südamerika war angelaufen. „Grundig riß die ganze Branche sowohl in kalkulatorischer als auch in technischer Hinsicht in einem Tempo vorwärts“, befand Der Spiegel, „das ihr gegenüber dem Ausland einen gravierenden Vorsprung sicherte.“ Westdeutsche Rundfunkgeräte waren auf den Exportmärkten überaus begehrt, besonders in den USA wuchs die Nachfrage stetig - „Grundigs Verdienst“, wie selbst einer seiner Konkurrenten, Blaupunkt-Direktor Werner Mayer, anerkannte.

 

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Werben, wo die Massen sind: Grundig-Plakat auf der Berliner Funkausstellung

 

So rasant die Wachstumsbeschleunigung auch war, der Macher aus Fürth wollte sich damit nicht zufriedengeben. Er konnte nicht mehr bremsen. „Ich habe nie Zweifel gehabt“, wunderte er sich über die Zaghaftigkeit anderer, „ob ich mich auf dem richtigen Weg befinde. Warum auch? Ich hatte doch Erfolg.“

 

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