10.3 Aus den früheren Rundfunkgerätefabriken wurden volkseigene Betriebe

Nach dem Abklingen der üblichen Nachkriegsturbulenzen begannen auch die in der SBZ ansässigen Werke wieder zu produzieren – großenteils stellten sie auch wieder Radios her. Jedoch zumeist unter neuen Namen. Mit Ausnahme der Lorenz Werke (die ja in amerikanischem Besitz waren) wurden die Firmen enteignet; Lorenz zunächst „unter Verwaltung“ gestellt. Es ergaben sich folgende Wandlungen:

AEG Berlin = Apparatewerke Treptow (AT) bzw. Elektro-Apparate-Werke (EAW), zwischenzeitlich auch mit dem Zusatz „J.W. Stalin“.

AEG Thalheim = Technisch-Physikalische Werkstätten (TPW)

Graetz Berlin = Fernmeldewerk Treptow

Graetz Lunzenau / Rochlitz = Stern-Radio Rochlitz

Körting Leipzig = Funkwerk Leipzig (FWL)

Loewe-Opta Berlin-Weißensee = Phonetika Radio GmbH, VEB Phonetica, später Stern-Radio Berlin

Opta AG. Leipzig (mit Leipziger Funkgerätebau) = Stern-Radio Leipzig

Lorenz Werk Leipzig – (ITT-Betrieb unter Treuhand-Verwaltung gestellt)

Lorenz Dabendorf = Funkwerk Dabendorf

Lorenz Mittweida = Elektro-Feinmechanik Mittweida (EFM)

Lorenz-Röhrenwerk Mühlhausen – Röhrenwerk Mühlhausen

Mende Dresden = Funkwerk Dresden (FWD)

> Sachsenwerk Niedersedlitz = Sachsenwerk (Elektromaschinenbau)

Seibt Werk Zittau = Radio- und Metallwerk, später Funkwerk Zittau

Siemens Wernerwerk Arnstadt = Fernmeldewerk Arnstadt

Staßfurter Rundfunk = Stern-Radio Staßfurt

Telefunken Erfurt = Funkwerk Erfurt (FWE)

Telefunken Neuhaus = Röhrenwerk Anna Seghers, Neuhaus a.R.

 

Weitere, aus der Vorkriegszeit bekannte Marken rundfunktechnischer Erzeugnisse:

Görler Werk Meuselwitz = Hochfrequenz-Werkstätten Meuselwitz Julius Karl Görler (H.F.W.M.)

Heliogen Bad Blankenburg = Fernmeldewerk Bad Blankenburg, später Antennenwerke Bad Blankenburg

Hescho, Hermsdorf-Schomburg Isolatorengesellschaft = Keramische Werke Hermsdorf (KWH)

Luxor Zwenkau Bez. Leipzig = Dr. phil. Ulrich GmbH, Messgeräte und Normal-Drehkondensatoren

Aus zahlreichen der enteigneten Industriebetriebe waren nach Kriegsende sowjetische Aktiengesellschaften geworden, welche nach Abschluss der im Zuge von Reparationsleistungen exportierten Güter teils schon am 1.5.46, spätestens am 1. 5. 1952 aus der SAG Vormundschaft entlassen, und dem Volke „geschenkt“ wurden – als „Volkseigene Betriebe“. Auch frühere Radiofabriken zählten dazu, sofern sie nicht – wie etwa Hegra – der Auflösung anheim fielen. In ihnen gab es fortan keine privaten Eigentümer mehr, welche zum Zwecke der persönlichen Bereicherung an einer Gewinnoptimierung interessiert waren. Alles wurde staatlich geregelt, das Wort „Konkurrenz“ war unbekannt.

 

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