10.5 Die Folgen bürokratischer Zentralisierung

Die Frage, was die zentral gelenkte Planwirtschaft bewirkt hat, kann eindeutig beantwortet werden: bestimmt nicht das, was sich ihre Initiatoren davon erhofft hatten. Oft kam die Produktion infolge falscher Planung bzw. versäumter Bereitstellung des erforderlichen Halbzeugs zum Erliegen, oder sie konnte nur bewerkstelligt werden, wenn ein Fertigungsleiter unkonventionelle Wege zur Materialbeschaffung beschritt. Hierzu ein Beispiel, das ein Zeitzeuge wie folgt schildert:

„Als in den 70er Jahren im VEB Robotron Hoyerswerda wieder mal Kleinkondensatoren fehlten mit der Folge, dass zahlreiche auf Halde liegende Geräte die Planerfüllung blockierten, griff der Chef persönlich zur Selbsthilfe. Illegal zweigte er aus der Produktion eine moderne Schreibmaschine ab, um sie gegen einen Koffer voll Kondensatoren einzutauschen“...
Sicher war das die Ausnahme – andere warteten einfach, bis die zugesagte Lieferung im Werk war. Und wenn dann die Stückvorgaben nicht erfüllt wurden, motivierte man die „Brigaden“ zu Mehrleistungen, und möglichst auch noch in verbesserter Qualität. „Meine Hand für mein Produkt“ oder „Arbeitskampf ist Friedenskampf“ lauteten die Parolen, und mit der letzteren war bestimmt kein Arbeitskampf gemeint, wie er gelegentlich im Westen praktiziert wurde.

Konnten oder wollten die Verantwortlichen in Berlin nicht einsehen, dass der von ihnen eingeschlagene Weg in die Unwirtschaftlichkeit führen musste – im Grunde in die Insolvenz? Wahrscheinlich erkannten sie es schon, aber wer sägt schon gerne an seinem eigenen Stuhl? So wurde eben weiter „gewurstelt“ und mit Propaganda ausgeglichen, was mit Fakten nicht zu belegen war. Hauptsache, man hatte Vollbeschäftigung, auch wenn die Arbeit gar nicht mehr effektiv sein konnte und z.B. Lieferungen in den Westen entsprechend subventioniert werden mussten.

 

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