Loewe Mehrfachröhren

Das Berliner Unternehmen Loewe, gegründet von den Brüdern Sigmund und David Loewe, begann 1926 mit der Herstellung von Röhren, die mehrere Systeme und elektronische Komponenten in einem Glasbehälter kombinierten. Anfänglich befand sich der Geschäftssitz in Berlin Friedenau, Niedstr. 5, später verlegten sie nach Berlin Steglitz, Wiesenstr. 10. Ihre bahnbrechende Kreation, die als 3NF bekannt ist, beinhaltete drei Trioden, vier Widerstände und zwei Kondensatoren. Dies ermöglichte die Konstruktion eines fast vollständigen Radios, wobei nur wenige Teile extern hinzugefügt werden mussten. Zur damaligen Zeit war dies technologische Spitzenleistung! Während der Optimierungsphase dieser innovativen Röhrentechnologie war der junge Manfred von Ardenne beteiligt, der bereits zuvor mit Loewe zusammengearbeitet hatte. Später trug von Ardenne maßgeblich zur Entwicklung des elektronischen Fernsehens bei, etwa um das Jahr 1931.

 

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Die Röhre 3NF bestehend aus drei Dreipol-Elementen und begleitet von zwei Kondensatoren und vier Widerständen - könnte durchaus als eine frühe Form eines integrierten Schaltkreises (IC) angesehen werden. Ein wesentliches Element für dessen Umsetzung war das Konzept der Widerstandsanbindung. Damals war es nicht ungewöhnlich, Verstärkungsstadien über Transformatorverbindungen zu koppeln, wodurch eine beachtliche Verstärkung bei einem zufriedenstellenden Frequenzverlauf gewährleistet wurde. 

 

Inhaltsverzeichniss:

1. Die 3NF Mehrfachröhre

2. Vorgänger 2HF

3. Vorgänger 2NF

4. Als Teil des Ortempfängers 

  

1. Die 3NF Mehrfachröhre

Die 3NF Mehrfachröhre von Loewe, bestehend aus drei Trioden, zwei Kondensatoren und vier Widerständen, kann sicherlich als einer der ersten integrierten elektronischen Schaltkreise angesehen werden. Anstatt die damals gebräuchliche Transformatorkopplung für Verstärkerstufen zu verwenden, die eine hohe Stufenverstärkung ermöglichte, musste für diese Mehrfachröhre ein anderes Konzept angewendet werden: die Widerstandskopplung. Es war technisch nicht machbar, Transformatoren direkt in die Röhre zu integrieren, daher wurde eine kapazitive Kopplung über die Arbeitswiderstände der Röhren verwendet.

Ein Nachteil dieser komplexen Röhren war ihre Anfälligkeit für Stöße. Daher wurden sie in stabilen Kartonverpackungen aufbewahrt, in denen sie schwingungsdämpfend gelagert wurden. Es gab sogar einen Service, bei dem man defekte Röhren zu Loewe bringen konnte, um beispielsweise Heizfäden zu ersetzen. Ein möglicher Vorteil der Mehrfachröhren könnte in den Lizenz- und Patentanforderungen der damaligen Zeit gelegen haben, die von großen Unternehmen wie Telefunken, Siemens und AEG vorgegeben wurden. Durch den Einsatz von Mehrfachröhren konnten die Lizenzkosten reduziert werden. Loewe führte im Laufe der Zeit verschiedene Modelle von Mehrfachröhren ein, die hauptsächlich in eigenen Geräten zum Einsatz kamen. Obwohl sie innovativ waren, setzten sich diese Röhren auf dem Markt nicht durch. Sie waren eng mit den Radios von Loewe verknüpft und schränkten die Flexibilität der Radioingenieure in ihrer Entwicklungstätigkeit ein.

Die Geschichte der 3NF begann bereits 1923 mit der Gründung der Radiofrequenz GmbH durch die Brüder Siegmund und David Ludwig Loewe in Zusammenarbeit mit zwei weiteren Partnern. Die Radiofrequenz GmbH entstand aus dem Zusammenschluss von Loewes Labor und der Werkstatt von Grüttner & Lütgert. Ein Werbebild dieser Zeit vermittelt einen Eindruck von der damaligen Firma Radiofrequenz. 1926 wurde die Dreifachröhre 3NF der Öffentlichkeit präsentiert. Interessanterweise sollte diese Röhre ursprünglich einen Anschluss für die Rückkopplung haben, jedoch wurde dies von Loewe in dieser ersten Version nicht umgesetzt. Das Fehlen dieses Anschlusses war eine Reaktion auf die damalige Regierung, die den Empfang von weit entfernten Sendern einschränken wollte. Tatsächlich könnten Besitzer dieser ursprünglichen 3 NF-Version einen nicht angeschlossenen Draht finden, wenn sie die Abdeckung des Sockels entfernen – dies war der ursprünglich vorgesehene Draht für die Rückkopplung.

Später wurde diese Röhre mit einem zusätzlichen Mittelpin für die Rückkopplung herausgebracht und unter dem Namen R.N.F.7. verkauft. Interessanterweise war diese Version ursprünglich nur für den Export bestimmt, wie man an der englischen Beschriftung erkennen kann. Doch diese Beschränkung wurde später aufgehoben, und eine neue Version der 3NF mit Mittelpin für die Rückkopplung, genannt 3NF.B, wurde produziert. 1925 erfolgte die Gründung der Loewe-Radio GmbH, die später, um 1929, zur Radio AG D.S. Loewe wurde, mit den Brüdern David und Dr. Siegmund Loewe als Eigentümern. Es gibt auch einige beeindruckende Fotos von dieser beeindruckenden 3 NF Röhre.

 

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  • 1 repräsentiert eine Triode.
  • 2 steht für die Endtriode.
  • 3 kennzeichnet eine weitere Triode.
  • 4, 6 und 7 sind Widerstände.
  • 5 ist ein Kondensator.

 

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Andere Ansicht der Loewe 3NF Röhre

 

  • 1 & 3 Trioden
  • 2 Endtriode
  • 4 & 5 Widerstände
  • 6 Kondensator

 

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Schaltplan der 3NF Röhre inklusive Außenbeschaltung

 

Loewe 3NF im Loewe 2H3N

Vereinfachter Aufbau 

 

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Röhrensockel der 3NF von unten

  

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Passive Bauteile in der Röhre

 

2. Vorgänger 2HF:

 

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Die 2HF Röhre diente als Vorläufer der 3HF Röhre und fand beispielsweise Anwendung im Loewe Fernempfänger 2H3N von 1927. Sie war für zweistufige aperiodische Hochfrequenz-Verstärker konzipiert und besaß:

- Entweder 2 Tetroden oder 2 Trioden,
- 2 Widerstände,
- 1 Kondensator,
- 4 Volt Direkt-Serienheizung und insgesamt 6 Anschlüsse.

 

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Zunächst wurde die 2HF mit 2 Raumlade-Tetroden herausgebracht. Eine spätere, seltenere Variante enthielt 2 Trioden. Mit der Zeit erlebte die Röhre technische Anpassungen: Das Heizermaterial wurde modifiziert, wodurch eine leistungsstärkere Trioden-Version realisiert werden konnte.

 

3. Vorgänger 2NF:

 

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Andere Bauweise

 

Die 2NF Röhre, entwickelt in Deutschland von Loewe-(Opta), die intern gekoppelt und in etwa zwischen 1925 und 1945 hergestellt wurde, wobei sie eher selten auftrat. Erstmals wurde sie im Februar 1931 im "Funk Bastler 1931, Heft 8" vorgestellt. Als Vorgänger einer Mehrfachröhre war sie für Anwendungen wie Radio- und TV-Empfang konzipiert. Die Röhre besitzt einen Loewe Bajonett Sockel mit 6 Stiften und einem Mittenkontakt-Seitenanschluss. Die 2NF Röhre besteht aus zwei Trioden mit integrierten Komponenten. Dabei ist das System I indirekt geheizt, während System II direkt geheizt wird. Abhängig von den Sockelschaltungen sind zwei verschiedene Anordnungen möglich, wie in verschiedenen Forenbeiträgen diskutiert wurde. Die physischen Abmessungen der Röhre, einschließlich der Stifte, betragen 46 x 165 mm, und sie wiegt 130 g.

 

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4. Als Teil des Ortempfängers 

 


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Die 3NF Röhre der ersten Serie, spielte eine zentrale Rolle im legendären Ortsempfänger OE333. Dieser Empfänger, der in den Jahren 1926 und 1927 auf den Markt kam, war sowohl in Holz- als auch in Bakelit-Varianten erhältlich. Dabei war es interessant, dass die Schaltungen dieser beiden Gehäusevarianten voneinander abwichen. Die erste Version der 3NF Röhre selbst ist auch als Erstversion ein beachtliches Stück Technik. Sie besteht ähnlich wie ihr Nachfolger aus drei Trioden: Die erste Triode agierte als Anoden-Gleichrichter, die zweite fungierte als NF-Vorstufe und die dritte war für die NF-Endstufe zuständig. Diese Röhre besaß außerdem vier Widerstände und zwei Kondensatoren. Eine Besonderheit der 3NF war ihre Direkt-Heizung mit 4 Volt. Während die Vorstufen in Serienheizung geschaltet waren, wurde die Endstufe in Parallel-Heizung betrieben. Eindrücklich ist auch, dass diese Röhre keine Außenabschirmung hatte, wodurch das Innere gut sichtbar war.

 

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Anschlüsse

 

Die Röhre verfügt über sechs Anschlüsse. Einige Details wie der "Anode 1/2"-Anschluss, welcher die Spannungszuführung zu den Anoden des Systems 1 und Systems 2 regelte, wurden nach genauer Untersuchung meiner eigenen 3NF Röhre erkannt. 1927 wurde die 3NF in einem Katalog von Radio-Quelle, Leipzig, für 25,25 RM angeboten. Das zeigt, dass sie für viele Radioenthusiasten der damaligen Zeit zugänglich war. Außerdem wurde diese Röhre nicht nur im OE333 verwendet. Sie fand auch ihren Einsatz in anderen Radiomodellen, wie beispielsweise im Loewe 2H3N von 1927.

 

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Loewe 2H3N aus 1927

 

Quellen: 

1. https://www.welt-der-alten-radios.de/r--z-loewe-mehrfachroehren-69.html

2. https://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren-Geschichtliches/Loewe-Roehren/Mehrfachroehre.pdf

3. https://www.radiomuseum.org/

4. https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/thread.php?board=7&thread=358

5. https://www.radiomuseum-bocket.de/wiki/index.php?title=Loewe_R%C3%B6hren

6. https://www.pinterest.at/pin/best--361062095134834969/

 

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