Uher Werke 

In der Geschichte des Radios sind viele Namen in Erscheinung getreten, von denen einige die Entwicklung dieser faszinierenden Technologie maßgeblich geprägt haben. Einer dieser Namen, der in der Radiogeschichte eine besondere Erwähnung verdient, ist Uher Werke München. Seit seiner Gründung im Herzen Bayerns hat Uher nicht nur innovative Radiogeräte und Aufnahmetechnik produziert, sondern auch die Art und Weise, wie Menschen den Klang erleben und mit ihm interagieren, revolutioniert. Als Pionier in der Welt der Elektronik hat Uher stets nach Perfektion gestrebt, Technologie weiterentwickelt und Standards gesetzt, an denen sich andere orientierten. In dieser Dokumentation tauchen wir in die Geschichte von Uher ein, erkunden seinen Beitrag zur Radiogeschichte und feiern das Erbe eines Unternehmens, das mehr als nur Produkte geschaffen hat – es hat Kulturgeschichte geschrieben.

 

Uher Logo [1]

 

Inhaltsverzeichnis:

1. Der Anfang mit Edmond Uher 

2. Uher Werk in München

3. Produkte 

 

1. Der Anfang mit Edmond Uher 

Edmond Uher, ursprünglich aus Hermannstadt in Ungarn, wurde am 30. Juni 1892 geboren. Als junger Mann von nur 16 Jahren präsentierte er seine erste Erfindung während der Anfangstage der motorisierten und lenkbaren Luftschiffe. In jenen Tagen war es nicht selten, dass Luftschiffen bei schlechtem Wetter der Treibstoff ausging, wodurch sie unsteuerbar wurden. Uher entwickelte einen innovativen Doppelvergaser, der zwischen flüssigem Benzin und dem gasförmigen Wasserstoff, mit dem die Luftschiffe gefüllt waren, wechseln konnte.

Mit finanzieller Rückendeckung seines Vaters, dem Eigentümer eines modernen Fotostudios und eines Kopierbetriebs in Budapest, strebte der junge Edmond ein Patent für seine Erfindung an. Doch der beauftragte Patentanwalt war skeptisch und behauptete, die Idee sei in der Praxis unbrauchbar, wodurch jeder investierte Cent verloren gehen würde. Einige Zeit später entdeckte Uher einen Artikel in einer französischen Publikation: Renault hatte einen Doppelvergaser eingeführt, der in seiner Funktionsweise Uhers Erfindung glich und der nun zur Standardausrüstung von Luftschiffen wurde. Obwohl Uher finanziell nicht von "seiner" Erfindung profitierte, stärkte dies sein Selbstvertrauen und die Anerkennung seines Vaters.

 

Edmond Uher im Alter von 13 Jahren [2]

 

Nach dem Beendigung des Ersten Weltkriegs widmete sich Edmond Uher intensiv der Erneuerung der Filmtechnologie. Sein vorrangiges Interesse galt der Verbesserung der Effizienz bei der Filmverarbeitung. So erfand er die "Corex-Filmdosen", die den Entwicklungsprozess von Negativen im Vergleich zur herkömmlichen Methode, bei der jedes Bild manuell gewässert werden musste, beschleunigten und kostengünstiger gestalteten. Trotz der Gründung der "Corex-Werke GmbH" in Berlin stieß das Unternehmen auf Herausforderungen, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten, und war letztendlich gezwungen, den Betrieb einzustellen.

Doch Uher war ein unermüdlicher Kämpfer. Inspiriert von Gutenbergs herkömmlichem Bleisatz entwickelte er in den 1920er Jahren ein Verfahren, das darauf abzielte, die Notwendigkeit des Gießens von Bleiplatten zu beseitigen. Dieses innovative Verfahren, das er das "Uhertype-Verfahren" nannte, erlaubte es, Druckvorlagen mithilfe von Filmen zu reproduzieren, anstatt sie aus schwerem Material herzustellen. Im Jahr 1928 gelang es ihm, eine Kooperation mit der M.A.N. Druckmaschinen AG in Augsburg zu etablieren. Dank dieser Partnerschaft wurden in Augsburg die ersten Prototypen von Lichtsatzmaschinen gemäß Uhers Entwürfen hergestellt.

 

 Das Konstruktionsbüro von Herr Uher bei der M.A.N.  [3]

 

Gemeinsam mit der M.A.N. gründete er im März 1929 zunächst im Schweizer Kanton Glarus die Uhertype AG, welche die Patentrechte für dieses Verfahren innehaben sollte. Zwischen 1930 und 1939 erhielt Uher mehrere internationale Patente für seine Fotosatzmaschine und ein zusätzliches Handsetzinstrument. Im Jahr 1934 gründete er die Firma Uher & Co. in München und begann mit dem Bau von Prototypen. Diese Prototypen wurden in den Süddeutschen Mechanischen Werkstätten (SMW) entwickelt, einem auf Entwicklungsarbeiten spezialisierten Unternehmen in Starnberg, das ebenfalls Uher gehörte. Das Uhertyp-Verfahren wurde schließlich Realität.

Das Penrose Annual, eine Fachzeitschrift für das Druckgewerbe aus London, veröffentlichte im Jahr 1935 eine Seite, die mit dem Uhertyp-Verfahren gestaltet wurde. Im Jahr 1936 brachte Waterlow & Sons in Dunstable ein Buch mit dem Titel "Typesetting Methods: Old and New" auf den Markt, das mit Uhertype gesetzt wurde. Die Augsburger M.A.N. war Uhers erste Kommanditistin, zeitweise in Zusammenarbeit mit Messerschmitt und BMW. Sie finanzierten die Experimente. Trotzdem blieb es vorerst bei Prototypen, deren Weiterentwicklung im Jahr 1939 eingestellt wurde. Der letzte bekannte Prototyp wurde im Dezember 1942 nach Gotha geliefert, wo er bis 1970 im Verlag Perthes für die Herstellung von Kartenaufschriften verwendet wurde.

 

Uher Fotosatzmaschine [3]

 

Die sich abzeichnenden Kriegsereignisse erforderten eine Neuausrichtung der Prioritäten. Während des Zweiten Weltkrieges übernahm Uher Aufträge für die Flugzeugindustrie und expandierte durch die Gründung von Tochterunternehmen in Wien und Budapest. Angesichts des Umfangs der Aufträge für die Flugzeugindustrie, die sich nach dem Anschluss Österreichs im Jahr 1939 erweiterten, führte dies zur Errichtung eines weiteren Produktionswerks in Wien. Während des Krieges kam auch die Beteiligung an den Ungarischen Flugzeug-Armaturenwerken in Budapest hinzu. Im Jahr 1944 beschäftigte der Konzern bereits fast 6000 Mitarbeiter.

 

Uher Farbik in Wien [3]

 

Die Niederlassung in Budapest ging nach der Besetzung durch die Rote Armee verloren. Die Uher-Unternehmen in Wien und München wurden unter Sequester gestellt. Nach der Währungsreform erlangte Edmond Uher zunächst in Deutschland wieder die Verfügungsgewalt über sein industrielles Vermögen. In einer provisorischen Baracke in Starnberg entwickelte er eine Vielzahl neuartiger feinmechanischer Geräte. Dazu gehörten ein elektromedizinisches Gerät sowie das Inloc Sicherheitsschloss.

 

Uher Fabrik in Budapest [3]

 

Neuartige Erfindungen wie das das Inloc-Sicherheitsschloss [3]

 

Der bayerische Großgrundbesitzer und Brauereibesitzer Carl Theodor zu Toerring-Jettenbach gewährte Uher Geld, unter der Bedingung, dass einige seiner Maschinen als Sicherheit abgetreten wurden, um Uher bei der Verwirklichung seiner Pläne zu unterstützen. Bereits 1949 hatte der Gläubiger Zu Toerring-Jettenbach Edmond Uher so unter Druck setzen können, dass dieser gezwungen war, die Süddeutschen Mechanischen Werkstätten (SMW) an Wolfgang Freiherr von Hornstein zu verkaufen. Von Hornstein, der zu diesem Zeitpunkt bereits mit Elga Jaroljmek, der Schwägerin von Edmund Uher, verheiratet war, wurde somit Teil des UHER-Clans. In der darauffolgenden Zeit arbeitete die SMW im Auftrag der Firma Uher & Co. an der Herstellung einer kombinierten elektrischen Lichtmaschine mit Anlasser und später an der Entwicklung eines Motorrollers mit stufenlosem Getriebe. Aufgrund der engen Verflechtung der Interessen beider Unternehmen übernahm von Hornstein auch die Geschäftsführung der Auftragsfirma. Um das zu bewahren, was noch zu retten war, insbesondere die zahlreichen Patente, erhielt von Hornstein den Auftrag vom gräflichen Investor, die Firma Uher & Co. zu liquidieren.

 

Wolfgang Freiherr von Hornstein [3]

 

Entgegen den Anweisungen des Investors entschied sich von Hornstein, die Firma Uher & Co. nicht abzuwickeln. Stattdessen gelang es ihm, Aufträge zur Lohnfertigung verschiedenster Produkte für den 65-Mann-Betrieb zu akquirieren. Diese Aufträge wurden unter Einsatz der Kapazitäten der Süddeutschen Mechanischen Werkstätten (SMW) abgewickelt. Wenig später wurde die provisorische Produktionsstätte in Starnberg aufgegeben, und das Unternehmen zog in die Boschetsrieder Straße 59 in München um.

 

  Uher Werksgelände in der Boschetsrieder Straße in München[3]

 

Am 18. Dezember 1952 und am 16. Januar 1953 traten vor dem Münchner Notar Dr. Georg Feyock Edmond Uher, der im Namen der Firma "Uher & Co. Gesellschaft für Apparatebau" handelte, Graf Carl Theodor zu Toerring-Jettenbach und Frau Fiametta Uher, geborene Jarolymek, zusammen, um eine GmbH zu gründen. Als Geschäftsführer wurden Wolf Freiherr von Hornstein und Dr. Hans Ziegler ernannt. Gemäß dem Gewerbeanmeldungschein wurde der Betrieb am 1. Mai 1953 aufgenommen. Das angemeldete Gewerbe umfasste die Herstellung von Getriebe- und Zubehörteilen für die Auto- und Maschinenindustrie. In den neuen Betriebsräumen begann Uher unter anderem mit der Produktion des GYRO-Starters und der ersten Automatik-Kupplung für Motorroller. Er entwickelte und fertigte den sogenannten Hobby-Roller bis zur Produktionsreife, der dann auf dem Lizenzweg von der Auto Union bis 1957 hergestellt wurde.

 

Edmond Uher

Edmond Uher, genialer Erfinder und Konstrukteur[3]

 

Lizensbau: Hobby-Rollers bei der Autounion.[3]

 

In Frankreich fand der Hobby-Roller ebenfalls durch die Firma Manurhin Verbreitung, und insgesamt wurden beinahe 90.000 dieser Roller verkauft. Uher erhielt pro verkauftem Roller eine Lizenzgebühr von 10 DM. Die positiven Entwicklungen dieser Geschäfte ließen die Erwartungen auf eine anhaltend erfolgreiche Vermarktung steigen. Infolgedessen erklärte sich Carl Theodor zu Toerring-Jettenbach bereit, Edmond Uher weiterhin finanziell zu unterstützen. Im Verlauf der kommenden Jahre erhöhte er seine Kredite und Bürgschaften auf über 1,2 Millionen D-Mark, indem er weitere Maschinen und Rechte an ihn übergab. Nachdem die Vermögenskontrolle über Uhers Wiener Firma aufgehoben wurde, erkannte Uher, dass es für ihn wirtschaftlich nicht tragbar war, gleichzeitig sowohl das Werk in Wien als auch das in München wiederaufzubauen. Die angekündigte Produktion von Einspritzpumpen, Zündkerzen und des vielversprechenden Gyro-Anlassers für Kleinfahrzeuge kam nie zustande. Aus diesem Grund sah sich die Firma "UHER & Co., Gesellschaft für Apparatebau" im Jahr 1954 gezwungen, sich aufzulösen.

Im Alter von 62 Jahren verließ Edmond Uher im Jahr 1954 München und konzentrierte sich fortan auf die österreichische UHER GmbH & Co. KG, die sich im alleinigen Besitz seiner Familie befand. Dort leitete er das Unternehmen bis zum Jahr 1970. Nach seiner aktiven Geschäftstätigkeit zog sich Edmond Uher als Privatmann in sein Haus an der Riviera zurück. Die Leitung der Wiener Gesellschaft übergab er an seinen Sohn Alfons, der im Frühjahr 2014 verstarb. Edmond Uher verstarb im Alter von 97 Jahren am 17. März 1989 in Cap d'Antibes, Frankreich.

 

 Uher Anwesen in Cap d`Antibes, Frankreich[3]

 

Edmond Uher am 6.3.1987- zwei Jahre vor seinem Tod  [3]

 

Vor seinem Rückzug aus München zeichnete sich eine bedeutende Umwälzung ab. Ein Artikel in einer Zeitung vom 23. Juni 1972 enthüllte, dass im Jahr 1953 ein ehemaliger Mitarbeiter von Telefunken bei Uher vorgesprochen hatte. Er hatte die Absicht, eine größere Menge Tonbandgeräte verbessern zu lassen. Zunächst lehnte Wolfgang Freiherr von Hornstein, der Geschäftsführer der Süddeutschen Mechanischen Werkstätten (SMW), das Gesuch des ehemaligen Telefunken-Ingenieurs Alfons Kürzeder ab, da man behauptete, keine Kompetenz in diesem Bereich zu besitzen. Schließlich wurde der Auftrag jedoch doch angenommen. Es gab jedoch ständige Probleme mit der veränderten Konstruktion, was dazu führte, dass von Hornstein die Entwickler seiner SMW beauftragte, ein eigenes Tonbandgerät zu entwickeln.

Der Beginn der Tonbandgeräteproduktion sollte mit der Übernahme der Geschäftsführung von UHER durch Freiherr von Hornstein einhergehen. Bis dahin hatte er die Geschäftsleitung der SMW inne. UHER und SMW gingen eine interessante Partnerschaft ein. Es wurde ein längerfristiger Vertrag zur Entwicklung und zum Know-how-Austausch zwischen den beiden Unternehmen unterzeichnet, der besonders auf die Interessen von Baron Hornstein zugeschnitten war. Die SMW entwickelte die Geräte, während UHER bis zum Ende von Hornsteins Amtszeit, also bis 1972, für Produktion und Vertrieb verantwortlich war. Dieses Geschäftsmodell brachte Hornstein doppelten Nutzen. Er besaß die Entwicklungsfirmen und gleichzeitig wurde er zum Generalbevollmächtigten von UHER ernannt, das lediglich die Fertigung übernahm. Diese enge Verbindung führte angeblich später zu Hornsteins Aufstieg zum Kommanditisten bei Uher.

Im August 1955 präsentierte das Unternehmen erstmals sein Tonbandgerät Uher 95 auf der Rundfunkausstellung in Düsseldorf. Sie demonstrierten es auf ungewöhnliche Weise, indem sie jedem Messebesucher die Möglichkeit gaben, es selbst auszuprobieren. Der Erfolg auf der Messe war überwältigend. Im darauffolgenden Jahr erhielten sie auf der "Industriemesse Hannover 1956", die eine "Sonderschau formschöner Industrieerzeugnisse" organisierte, eine Auszeichnung von der Zentralstelle zur Förderung deutscher Wertarbeit e.V. Anfangs betrug die tägliche Produktionsmenge 50 Stück. Die lange Tradition in der Feinmechanik der UHER-Werke und hochqualifizierte Facharbeiter trugen maßgeblich zum Unternehmenserfolg bei. Bald wurden neue Modelle eingeführt, und die Fachwelt beobachtete mit großem Interesse, wenn UHER technische Innovationen vorstellte. Eine dieser Innovationen war im Jahr 1957 der erste akustisch-elektronische Schalter für den Start und Stopp von Tonbandgeräten. Eine weitere Neuerung war ein Gerät, das den Bildwechsel bei automatischen Diaprojektoren steuerte.

 

Tonbandgerät Uher 95[3]

 

2. Uher Werk in München

Die Uher-Werke München GmbH wurden 1953 mit einem Stammkapital von 600.000 DM gegründet. Dies erfolgte teilweise durch die Übernahme von Personal, Maschinen und Produktionsstätten von Uher & Co. Die Gesellschafter waren Carl Theodor Graf zu Toerring-Jettenbach, ein Gutsbesitzer in München (240.000 DM), die Firma Uher & Co. (vertreten durch den persönlich haftenden und alleinvertretungsberechtigten Edmond Uher, 359.000 DM), sowie seine Ehefrau Fiametta (1.000 DM). Als Geschäftsführer wurden Wolfgang Freiherr von Hornstein, der Schwager von Edmond Uher und Eigentümer der Süddeutschen Mechanischen Werkstätten (SMW), sowie Rechtsanwalt Hans Ziegler bestellt. Edmond Uher zog sich zurück und konzentrierte sich auf sein österreichisches Unternehmen, während Hornstein, Ziegler und der Geldgeber Toerring-Jettenbach sich um die angeschlagene Firma kümmerten. Hornstein begann zunächst mit Lohnaufträgen, darunter die Verbesserung einer größeren Menge von Tonbandgeräten. Aufgrund von Problemen mit diesen Aufträgen beauftragte er schließlich seine Firma SMW damit, ein eigenes Tonbandgerät zu entwickeln. Von da an übernahm die SMW die Entwicklung der Tonbandgeräte, die dann von Uher produziert wurden.

Das erste Tonbandgerät von Uher, das Uher 95, wurde bereits 1953 entwickelt und war 1954 serienreif. Im Jahr 1955 beschloss Hornstein, die Produktion von mechanischen Präzisionsteilen zugunsten der Herstellung von Tonbandgeräten aufzugeben. Am 2. Dezember 1957 wurde die Firma Uher-Werke München KG gegründet und führte die bestehende Uher Werke München GmbH weiter. Persönlich haftender Gesellschafter war Carl Theodor Graf zu Toerring-Jettenbach, während sein damals 21-jähriger Sohn Hans Veit Kaspar Nikolaus Erbgraf zu Toerring-Jettenbach (Beteiligung von 550.000 DM) Kommanditist wurde. Ende der 1950er Jahre fertigte Uher bereits fünf verschiedene Gerätetypen mit etwa 400 Mitarbeitern und erlangte einen ausgezeichneten Ruf im In- und Ausland. Im Jahr 1962 zog das stark expandierende Unternehmen in einen modernen Neubau in Obersendling, München, um. Ein Jahr später hatte sich die Produktion versechsfacht, und der Umsatz mit Tonbandgeräten war seit 1957 um 362 % gestiegen. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, wurden 1960 in Buchbach und 1966 in Asch-Leeder Zweigbetriebe gegründet, die später in neue Gebäude umzogen. Zubehörteile wurden in Klausen, Südtirol, gefertigt.

In den Jahren von 1968 bis 1970 verdoppelte Uher seinen Umsatz in nur zwei Jahren von 50 Millionen Mark auf 102 Millionen Mark. Die Jahresproduktion erreichte 180.000 Geräte, und die Belegschaft wuchs auf über 1500 Mitarbeiter an.

Im Jahr 1973 erreichte die Mitarbeiterzahl von Uher mit fast 1800 ihren Höchststand, ebenso wie der Umsatz von 110 Millionen DM. Doch dann begann der Erfolgskurve des Tonbandgeräteherstellers abzufallen. Baron Hornstein musste Uher bereits 1972 aufgrund von "Unregelmäßigkeiten" verlassen. Im Jahr 1974 wurde die Uher Werke München KG aufgrund akuter finanzieller Probleme an die Wolfgang Assmann GmbH in Bad Homburg vor der Höhe verkauft. Am 21. Oktober 1977 berichtete die Funkschau, dass Uher immer mehr zu einer Vertriebsfirma für nicht in Deutschland hergestellte Geräte werde. Im Jahr 1980 gab Uher bekannt, nicht länger mit japanischen Herstellern konkurrieren zu wollen. Daher wurde die Produktion gestrafft, auf kleinere Stückzahlen umgestellt und von München nach Buchbach verlagert.

 

Gewerbeanmeldung in 1953 [4]

 

Fertigung des Uher 4000 Report in den neuen Werkshallen[3]

 

Azimuth-Justage des Tonkopfes beim Uher Report[3]

 

Das war das allererste tragbare, netzunabhängige Spulengerät, das in kürzester Zeit Einzug in sämtliche Bereiche der Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft hielt. Die Aufnahmen wurden in britischen, kanadischen und US-Rundfunkstudios verwendet. Sogar der Deutsche Wetterdienst in Offenbach, das amerikanische Bundeskriminalamt FBI, der berühmte Filmheld James Bond und das Nachrichtenmagazin Der Spiegel griffen auf das Report-Gerät zurück. Während des Besuchs von Präsident Kennedy in Westdeutschland begleiteten zehn dieser Geräte sein Gefolge." Das Modell 4000 begab sich sogar mit der Gemini-Kapsel auf eine Umrundung der Erde. Die beeindruckende Expansion der UHER-Werke führte dazu, dass bereits im Jahr 1962 ein hochmodernes neues Hauptwerk am südlichen Stadtrand von München, genauer gesagt in der Barmseestraße 11, in Betrieb genommen wurde.

 

 Neubau der UHER-Werke München in der Barmseestraße 11[3]

 

Im Jahr 1974 geriet Uher aufgrund akuter finanzieller Schwierigkeiten in die Hände der Wolfgang Assmann GmbH in Bad Homburg vor der Höhe. Die Funkschau berichtete am 21. Oktober 1977, dass Uher sich zunehmend zu einer Vertriebsfirma für Geräte entwickelte, die nicht in Deutschland hergestellt wurden. Am 3. September 1980 wurde in der Süddeutschen Zeitung der damalige Geschäftsführer Rüdiger Hoessrich mit den Worten zitiert, dass UHER nicht mehr in Konkurrenz mit japanischen Herstellern treten wolle. Daher wurde die Produktion gestrafft, auf kleinere Stückzahlen umgestellt und von München nach Buchbach im Landkreis Mühldorf verlagert. Im Jahr 1996 erfolgte die Aufteilung von Assmann und UHER in separate Unternehmen, darunter die UHER GmbH, ATIS Systems GmbH, UHER Electronic GmbH und UHER Informatik GmbH.

Gegenwärtig existieren keine Uher-Werke mehr in München, Buchbach, Asch-Leeder oder Klausen (Südtirol). Das weitere Schicksal der Marke Uher wurde von Ulrich Wienforth im Stereo-Sonderheft "30 Jahre HiFi-Geschichte" aus dem Jahr 2004 beschrieben. In den 1980er Jahren lizenzierte Assmann den Markennamen UHER an verschiedene HiFi-Anbieter, was zu einiger Verwirrung führte. Harman brachte beispielsweise eine Reihe hochwertiger HiFi-Komponenten unter dem UHER-Logo auf den Markt, während der Otto-Versand preiswerte Importware wie Radiowecker und Mini-Türmchen mit dem bekannten Schriftzug verkaufte. UHER versuchte auch Fernsehgeräte und Videorecorder, die jedoch nur zugekauft wurden. Alle diese Produkte sind mittlerweile vom Markt verschwunden, und die Marke UHER ist, zumindest im Bereich HiFi, Geschichte.

 

3. Produkte 

 

Eines der ersten Uher 4000 Report (1961–1962)

 Uher 4000 Report [5]

 

Im Jahr 1961 präsentierte Uher das erste mobil einsatzfähige Tonbandgerät mit Transistoren, das in einer kompakten Bauweise daherkam. Es bot vier Bandgeschwindigkeiten, konnte Spulen mit bis zu 13 cm Durchmesser verwenden und wurde durch Batterien, Akkus oder Netzstrom betrieben. Dieses Gerät verfügte über ein patentiertes Antriebssystem und entsprach der HiFi-Norm DIN 45500. Basierend auf diesem Grundkonzept wurde das Gerät kontinuierlich weiterentwickelt und blieb bis 1999, also über 38 Jahre lang, in Produktion. Nach dem Uher 4000 Report kamen weitere Modelle auf den Markt, darunter das Uher 4000 Report S (1963), L (1964), IC (1972) und Monitor (1980). Alle diese Geräte wurden auch in Stereo-Versionen mit den Typnummern 4002 bzw. 4200 (Halbspur) und 4004 bzw. 4400 (Viertelspur) angeboten. Es gab auch Vollspur-Varianten mit Synchronisationsmöglichkeiten für Filmkameras, wie das 1000 Report Pilot und 1200 Pilot Synchro. Zudem wurden spezielle Ausführungen für militärische und geheimdienstliche Zwecke in Ost- und West-Ländern gefertigt. Mit etwa einer Million verkauften Einheiten war dieses Tonbandgerät das meistverkaufte und heute als "legendär" bekannte Uher-Modell. Ein Uher Report-Gerät wurde sogar mit der Gemini-Kapsel um die Erde geschickt.

Berühmte Einrichtungen wie britische, kanadische und US-Rundfunkstudios verwendeten etwa 1500 Uher Report-Geräte. Auch der Deutsche Wetterdienst in Offenbach, das amerikanische Bundeskriminalamt FBI, Filmikone James Bond und das Nachrichtenmagazin Der Spiegel setzten auf den Report. Bei seinem Besuch in Westdeutschland im Gefolge von Präsident Kennedy wurden sogar zehn dieser Geräte mitgeführt. Im Jahr 1985 wurde das letzte Modell, das Uher 6000 Report Universal, eingeführt. Es handelte sich um ein kostengünstiges Dokumentationssystem, das die Eigenschaften eines hochwertigen Tonbandgerätes mit denen eines universellen Diktiergerätes kombinierte. Es unterstützte Bandgeschwindigkeiten von 9,5, 4,75, 2,4 und 1,2 cm/s und bot HiFi-Qualität bei 9,5 cm/s, jedoch nur in Mono. Etwa 50 bis 60 Uher 6000 Report Universal-Geräte wurden im Bundestag eingesetzt. Die letzten Report-Geräte wurden 1999 in Buchbach, Oberbayern, als Vierspurversion gefertigt.

 

Uher Compact Report Stereo 124 (1971–1973)

Uher Cassette Compact Report Stereo 124 [6]

 

Das Uher CR 124 Stereo, das im Jahr 1972 erstmals vorgestellt wurde, war das weltweit erste patentierte Kassettengerät von Uher. Es zeichnete sich durch seine kompakte Bauweise mit Abmessungen von 18,5 × 5,7 × 18 cm und einem Gewicht von 2 kg aus. Zu dieser Zeit galt es als das kleinste transportable Kassettengerät der Welt. Das Gerät konnte sowohl mit Batterien, Akkus als auch Netzstrom betrieben werden und verfügte über ein eingebautes Niederspannungs-Kondensatormikrofon. Zudem war es mit einer abschaltbaren Aussteuerungsautomatik ausgestattet. Eine bemerkenswerte Neuerung war der neu entwickelte Stereo-Tonkopf mit vier übereinanderliegenden Magnetsystemen, der den Auto-Reverse-Betrieb ermöglichte. Dies bedeutete, dass das Gerät automatisch die Laufrichtung des Bands am Ende umschaltete, anstatt dass der Benutzer die Kassette manuell umdrehen musste. Das Uher CR 124 Stereo erfüllte die HiFi-Norm DIN 45500, sogar wenn einfache Eisenoxydbänder verwendet wurden. Allerdings war das Gerät deutlich teurer als herkömmliche Kassettengeräte. Es folgten verbesserte Nachfolgemodelle wie das Uher CR 210 und das Uher CR 210 Pilot (beide 1974) sowie das Uher CR 240 (1977), das bereits mit Dolby B ausgestattet war und größer als seine Vorgänger war.

 

Uher SG 560 Royal (1974–1975)

Uher SG 560 Royal (1974–1975) [7]

 

Das Uher Royal, ein Transistorgerät für den Netzbetrieb, wurde im Jahr 1962 eingeführt. Es war mit Vierspur-Technik ausgestattet, bot vier verschiedene Bandgeschwindigkeiten und konnte Spulen mit einem Durchmesser von bis zu 18 cm verwenden. Das Gerät ermöglichte sowohl Mono- als auch Stereo-Aufnahme und -Wiedergabe, einschließlich Synchro- und Multi-Playback-Funktionen. Darüber hinaus verfügte es über Hall- oder Echo-Effekte und einen Zwei-Kanal-Mischeingang. Eine besondere Innovation war der Dia-Pilot, der dazu diente, den Bildwechsel automatischer Dia-Projektoren zu steuern. Dies ermöglichte eine nahtlose Integration von Bild und Ton während einer Präsentation oder Vorführung. Spätere Modelle wie das Uher Royal de Luxe wurden mit einem Bandzugkomparator ausgestattet, der eine effektive mechanische Bandzugregelung ermöglichte. Es gab auch mehrere Nachfolgetypen wie das SG 560, SG 561 und SG 562, die auf dem Uher Royal aufbauten und weitere Funktionen und Verbesserungen boten.

 

Quelle [13.10.2023]:

Herzlichen Dank an Peter Remmers für diese umfangreiche Dokumentation

[1] http://www.radiofundgrube.de/fabrikat_uher.php

[2] https://www.radiomuseum.org/forum/edmond_uher_erweiterte_firmengeschichte.html

[3] https://www.radiomuseum.org/dsp_hersteller_detail.cfm?company_id=839

[4] https://www.burosch.de/

[5] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:UHER_Report_138_678.jpg

[6] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:UherCompactReportStereo124.jpg

[7] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:UHER_SG560_Royal.jpg

Entdecken Sie auch unsere weiteren Websites: burosch.de, fernsehgeschichte.de, tvlab.de


Über uns Impressum Datenschutz