G. Schaub Apparatebau

G. Schaub Apparatebau-Gesellschaft m.b.H. war ein bedeutender deutscher Hersteller von Elektrogeräten, der sich hauptsächlich auf den Bau von Röhrenempfängern spezialisierte. Das Unternehmen wurde 1921 in Berlin-Charlottenburg gegründet und zog 1934 nach Pforzheim um. Seine Unabhängigkeit endete 1940 mit der Übernahme durch die C. Lorenz AG, eine Tochtergesellschaft der amerikanischen International Telephone & Telegraph Corporation.

 

G. Schaub Apparatebau-Gesellschaft m.b.H Logo [1]

 

Inhaltsverzeichnis:

1. Gründung und Anfangsjahre     

2. Übernahme durch C. Lorenz AG

3. Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

 

1. Gründung und Anfangsjahre

Im Jahr 1921 gründete der Erfinder und Elektropionier Georg von Schaub in Berlin-Charlottenburg die G. Schaub Elektrizitätsgesellschaft m.b.H., legte damit den Grundstein für ein Unternehmen, das in der Geschichte der deutschen Elektrogeräteherstellung bedeutend sein sollte. Von Schaub übernahm die technische Leitung des Betriebes und konzentrierte sich in den ersten Jahren auf die Produktion selbst entwickelter Detektorempfänger. Diese einfachen Geräte, die zum Empfang der ersten Hörfunksendungen dienten, waren für die damalige Zeit revolutionär und bedienten sich der Kurz-, Mittel- oder Langwelle für die amplitudenmodulierte Übertragung.

Mit der Änderung des Firmennamens auf G. Schaub Apparatebau-Gesellschaft mbH im Oktober 1925 leitete von Schaub eine neue Ära ein. Er begann nun mit der Serienproduktion von Radios, darunter ab 1928 der Überlagerungsempfänger Superhet U 8 und ab 1932 eine fortentwickelte Version dieses Superhets, den Super 33, der auch mit Kurzwellenteilen ausgestattet war. Der Betrieb florierte, und sein Gesamtmarktanteil von 4,5 % katapultierte das Unternehmen in die Riege der großen Hersteller. Jedoch sank dieser Marktanteil in den folgenden zwei Jahren auf etwa 3,3 Prozent. 1934 verlegte von Schaub den Standort des Unternehmens nach Pforzheim-Dillweißenstein in eine ehemalige Maschinenfabrikhalle. Die Stadt Pforzheim wurde im Jahr 1936 Mitgesellschafter des Unternehmens, was eine wichtige strategische Veränderung darstellte. 1937 stellte das Unternehmen den „591Dyn“ vor, einen Einkreis-Geradeausempfänger, der sich durch hervorragende Tonqualität, erzielt durch dynamische Lautsprecher, Gegenkopplungsschaltung im NF-Verstärker und ein großräumiges Holzgehäuse, auszeichnete. Der Nachfolger „Super 229 II“ erhielt den Spitznamen „Spitzkühler“.

 

2. Übernahme durch C. Lorenz AG

Im Jahr 1940 erlebte G. Schaub Apparatebau einen entscheidenden Wendepunkt, als die C. Lorenz AG, eine in Berlin ansässige Tochtergesellschaft des ITT-Konzerns, das Unternehmen übernahm. Diese Übernahme markierte das Ende der Selbständigkeit von Schaub und führte das Unternehmen in eine neue Ära der Rüstungsproduktion während des Zweiten Weltkriegs. Der teilstaatliche Status von Schaubs Unternehmen und die zentralisierte Machtstruktur des Dritten Reiches in Berlin erleichterten diese Übernahme. Dieser strategische Zusammenschluss zielte darauf ab, die Entwicklungs- und Produktionskapazitäten beider Unternehmen für militärische Zwecke zu bündeln, insbesondere im Hinblick auf die Aufrüstung der Wehrmacht.

 

ITT Inc. Logo [2]

 

Die Umstellung auf militärische Produktion bedeutete, dass ab 1941 keine zivilen funktechnischen Geräte mehr hergestellt wurden. Es wird berichtet, dass das Standard-Laboratorium G. Schaub GmbH in Pforzheim eine wesentliche Rolle in der Produktion und Weiterentwicklung der Geräte für das von Johannes Plendl entworfene X-Verfahren spielte. Dieses Verfahren diente zur Verbesserung der Genauigkeit des Zielanflugs in den Bombern des Kampfgeschwader 100 „Wiking“. Während des Krieges wurden zunehmend Zwangsarbeiter in der Produktion eingesetzt, was ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Unternehmens darstellt. Der verheerende Luftangriff auf Pforzheim am 23. Februar 1945 führte zur fast vollständigen Zerstörung des Industriestandorts Dillweißenstein.

Nach dem Kriegsende stand G. Schaub Apparatebau vor der Herausforderung des Wiederaufbaus mit nur 50 verbliebenen Mitarbeitern. Unter der Aufsicht der amerikanischen Besatzungsmacht begann das Unternehmen zunächst mit Reparaturarbeiten an elektrischen Aggregaten, bevor 1946 die Produktion wieder aufgenommen werden konnte. Das Unternehmen kehrte zum Vorkriegssortiment zurück und brachte neue Produkte, wie den Zweikreiser, auf den Markt. Die Belegschaftszahl stieg bis 1949 auf 800 Mitarbeiter an. In dieser Zeit musste Lorenz aufgrund der Berlin-Blockade auf den Standort Pforzheim ausweichen, und ab 1950 konzentrierte sich die gesamte Produktion dort. Die Verlegung des Firmensitzes nach Stuttgart und die Verzahnung der technischen Typenprogramme von Schaub und Lorenz ab 1952 ermöglichten die Entwicklung und Vermarktung gemeinsamer Produkte, was die Stärken beider Unternehmen bündelte. Die Übernahme durch C. Lorenz und die spätere Integration in den ITT-Konzern führten dazu, dass Schaub zunehmend in den Hintergrund trat und in der neuen Konzernstruktur aufging. Der ehemals eigenständige und innovative Elektrogerätehersteller wurde Teil eines größeren, international agierenden Konzerns, was sowohl neue Möglichkeiten als auch Herausforderungen für das Unternehmen mit sich brachte.

 

3. Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand G. Schaub Apparatebau vor der immensen Aufgabe des Wiederaufbaus. Die Zerstörung des Industriestandorts Dillweißenstein und die Herausforderungen der Nachkriegszeit erforderten eine grundlegende Neuausrichtung des Unternehmens. Mit nur 50 verbliebenen Mitarbeitern begann Schaub, sich von den Schatten des Krieges zu erholen. Unter der Aufsicht der amerikanischen Besatzungsmacht durfte das Unternehmen zunächst nur Reparaturarbeiten durchführen, aber schon bald wurden die Beschränkungen gelockert, was einen ersten Schritt zum wirtschaftlichen Aufschwung darstellte.

Der Neubeginn war geprägt von einer Rückkehr zum Vorkriegssortiment und der Einführung neuer Produkte wie dem Zweikreiser. Diese Phase zeigte die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit des Unternehmens. Trotz der Schwierigkeiten gelang es Schaub, seine Belegschaft bis 1949 auf 800 Mitarbeiter zu erhöhen, ein Zeichen für die wiedergewonnene Stärke und den Optimismus in der Zukunft. In dieser Zeit spielte Lorenz, die Muttergesellschaft von Schaub, eine entscheidende Rolle, da sie aufgrund der Berlin-Blockade auf den Standort Pforzheim ausweichen musste. Ab 1950 wurde die gesamte Produktion von Lorenz nach Pforzheim verlegt, was zur Zentralisierung der Fertigung und zur Konsolidierung der betrieblichen Ressourcen führte.

Die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und die Verlegung des Firmensitzes nach Stuttgart im Jahr 1952 ermöglichten eine engere Zusammenarbeit zwischen Schaub und Lorenz. Die Verzahnung ihrer technischen Typenprogramme führte zur Entwicklung und Einführung gemeinsamer Produkte, wobei die jeweiligen Stärken beider Unternehmen genutzt wurden. Besonders bemerkenswert war die Entwicklung der „Konsolette“ ab 1950, einer Kombination aus Radiogerät, Plattenspieler und Drahttongerät, die als Luxusschrank ausgeführt wurde. Diese Produkte illustrierten die Innovationskraft und das technische Know-how von Schaub und Lorenz und trugen zum Wiederaufbau der Marke in der Nachkriegszeit bei. Mit dem Aufschwung der Wirtschaft und dem wachsenden Bedarf an Unterhaltungselektronik in den 1950er Jahren konnte Schaub seine Position im Markt stärken. Die Belegschaft wuchs, und das Unternehmen trug zum wirtschaftlichen Aufschwung in Pforzheim und der umliegenden Region bei. Die Zusammenarbeit mit Lorenz brachte Synergien und eröffnete neue Marktchancen, die zur weiteren Expansion des Unternehmens führten.

 

Standard Elektrik Lorenz [3]

 

In den späten 1950er Jahren vollzog sich ein weiterer wichtiger Schritt in der Geschichte von Schaub. Die Fusion der ITT-Tochtergesellschaften C. Lorenz AG und Standard Elektrik AG im Jahr 1958 zur Standard Elektrik Lorenz AG (SEL) war ein bedeutender Meilenstein, der das Unternehmen in eine neue Ära führte. Die Abteilung Schaub-Apparatebau wurde Teil des SEL-Segments „Rundfunk, Fernsehen, Phono“. Diese Integration ermöglichte es Schaub, von den Ressourcen und dem technischen Know-how eines größeren Konzerns zu profitieren und gleichzeitig seine eigene Expertise und Innovationskraft einzubringen. Die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg war somit eine Zeit der Wiedergeburt, des Wachstums und der technologischen Innovation für G. Schaub Apparatebau. Trotz der Herausforderungen des Krieges und der Nachkriegszeit gelang es dem Unternehmen, sich neu zu erfinden, zu expandieren und weiterhin eine wichtige Rolle in der deutschen Elektroindustrie zu spielen.

 

 

 

Quellen [18.11.2023]

[1]https://de.wikipedia.org/wiki/G._Schaub_Apparatebau

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/ITT_Inc.

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Standard_Elektrik_Lorenz

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